Reminiszenzen.

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Im Mai durfte Gheorge Hagi sensationell den Meistertitel von Viitorul Constanta bejubeln. Der 52-Jährige ist Trainer, Eigentümer und Präsident des erst vor acht Jahren gegründeten Klubs.

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Gheorghe Hagi (rechts, gegen Sol Campbell) während Rumäniens WM-Vorrundenspiel gegen England in Toulouse 1998. Rumänien gewann damals 2:1 und stieg als Gruppensieger ins Achtelfinale auf. Dort war dann Endstation (0:1 gegen Kroatien).

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Constanta – Hagi hier, Hagi dort. "Regele", den König, nennen sie ihn nicht nur in Constanta. Gheorghe Hagi ist die Lichtgestalt des rumänischen Fußballs. Bei Salzburgs Europa-League-Gegner Viitorul Constanta ist der frühere Mittelfeldstar von Real Madrid und FC Barcelona Alleinherrscher. Hagi hat den Club 2009 mitbegründet und in der Vorsaison als Trainer sensationell zum ersten Meistertitel geführt.

Der Aufstieg stützt sich auf die klubeigene Akademie, die mit Abstand modernste Rumäniens und eine der größten in Südosteuropa. Elf Millionen Euro wurden 2009 in Ovidiu nördlich von Constanta in die Infrastruktur investiert. 300 Nachwuchsfußballer tummeln sich dort. Nicht umsonst werden Viitoruls Kicker "Pustii lui Hagi", die Kinder Hagis, genannt.

Negativserie

Wirklich glücklich war Hagi mit seinen Schützlingen in den vergangenen Wochen nicht. Fünf Spiele in Serie ist der Titelverteidiger in der rumänischen Liga bereits sieglos, dazu gelang 480 Minuten kein Torerfolg. Noch mehr als die Leistungen trieben den König, der schon als Aktiver für seine großen Emotionen bekannt war, aber die kritischen Äußerungen über sein Projekt zur Weißglut."

Ich kann denen, die mich angreifen, nur sagen, dass es gut wäre aufzuhören", sagte der 52-Jährige. "Ich bin kurz vor dem Limit. Aber ich kann nicht aufgeben, weil ich mit Leib und Seele und mit aller Energie dabei bin und weil ich den Fußball liebe." Man solle ihn in Ruhe mit den jungen Spielern arbeiten lassen. "Dieser Klub, diese Akademie, hat im Vorjahr ein Wunder vollbracht. Es ist nicht unsere Schuld, dass wir das geschafft haben."

Überraschender Titel

Viitorul holte als klarer Außenseiter gegenüber Steaua Bukarest, Hagis Exclub, den Meistertitel. Das Durchschnittsalter des aktuellen Kaders beträgt 23,5 Jahre. Jenes der Salzburger, die sich mit ihrer Akademie in Liefering (in die Red Bull einst kolportierte 50 Millionen Euro investiert hat) selbst dem jungen Weg verschrieben haben, liegt bei 23,8.

Meisterfeier mit Gheorghe Hagi (Mitte). In dieser Saison ist Viitorul Constanta noch nicht so erfolgreich.
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Das Playoff-Heimspiel am Donnerstagabend (20.45 Uhr) gegen Salzburg trägt Viitorul in der Akademie aus – im lediglich 4.500 Zuschauer fassenden Stadionul Central Academia Hagi. Wie fast alles, das in der Stadt an der Schwarzmeerküste mit Fußball zu tun hat, ist es nach dem größten Sohn der Gegend benannt.

"Karpaten-Maradona"

Gheorghe "Gica" Hagi war nach dem Erreichen des Meistercup-Finales 1989 mit Steaua Bukarest ausgezogen, um Fußball-Europa zu erobern. Er galt als einer der besten offensiven Mittelfeldspieler seiner Zeit. "Karpaten-Maradona" wurde der 1,72 Meter kleine Dribblanski ob seines Spielstils genannt. Bei der Weltmeisterschaft 1994 in den USA führte Rumäniens Fußballer des Jahrhunderts sein Land sensationell ins Viertelfinale. Im Achtelfinale hatte Rumänien Argentinien mit 3:2 besiegt.

In Erinnerung ist Hagi auch Rapid: Die Champions-League-Träume der Hütteldorfer machte er 1999 fast im Alleingang zunichte. Beim 3:0 von Galatasaray Istanbul im Quali-Hinspiel in Wien war Hagi der überragende Mann. Seine Leistung krönte er nach zwei Assists in der Nachspielzeit mit einem sehenswerten Treffer: Nach einem Solo aus der eigenen Hälfte ließ er Peter Schöttel aussteigen und hob den Ball genau ins Kreuzeck – Hagi eben. (APA, red, 16.8.2017)