Der wiedergewählte iranische Präsident Hassan Rohani muss nun sein Kabinett durchs Parlament bringen, das manchen Reformkräften viel zu konservativ ist und manchen Konservativen noch immer viel zu wenig stramm. Rohani selbst verkörpert dieses Spannungsfeld, in dem sich die Politik der Islamischen Republik bewegt: Er ist ein Pragmatiker und politischer Realist, der aus dem beinharten Sicherheitsestablishment stammt.

Genau das hat Rohani erlaubt, 2015 den Atomdeal gegen den Widerstand der Hardliner durchzubringen: Sein Vorvorgänger Mohammed Khatami, der gescheiterte Reformpräsident, stammte aus der von den Revolutionären verachteten schöngeistigen Welt und hätte das nie geschafft.

In seiner Rede im Parlament widmete Rohani der Verteidigung dieses zentralen Stücks seiner Außenpolitik viel Zeit. In den seit den letzten Wahlen gelichteten Reihen der Ultrakonservativen hörte man schmallippig zu. Für sie hatte der Präsident jedoch die Botschaft parat, dass nicht nur die USA, sondern auch der Iran imstande wäre, den Deal zu kündigen – wenn ihn die USA weiter unterminieren.

Es ist durchaus möglich, dass US-Präsident Donald Trump den Deal bewusst sprengt. Für diesen Fall stehen international Diplomaten bereit, um Teheran zu überreden, ihn dennoch weiter einzuhalten. Bei Rohani fänden sie vielleicht ein offenes Ohr – ob er es schaffen würde, auch das noch durchzudrücken, ist aber mehr als unsicher. (Gudrun Harrer, 16.8.2017)