Alpbach – Mit der Seminarwoche beginnt am Mittwoch das Europäische Forum Alpbach 2017, das sich in mehr als 200 Einzelveranstaltungen dem Generalthema "Konflikt und Kooperation" widmen wird. Bis 1. September werden zu dem Kongress mindestens 700 Sprecher und rund 5.000 Teilnehmer erwartet. Die feierliche Eröffnung des Forums erfolgt am Sonntag (20.8.) im Rahmen der Tiroltage.

Als inhaltliche Schwerpunkte in diesem Jahr nannte Forumspräsident Franz Fischler jüngst, dass entsprechend dem übergreifenden Thema die "Scheinwerfer" auf "verschiedene Arten von Konflikten, aber auch auf verschiedene Konfliktregionen" gerichtet würden. "Und darüber hinaus geht es uns auch darum, darüber nachzudenken, wie man vielleicht auf eine innovativere Art und Weise mit Konflikten umgehen kann."

Zukunft Europas, Menschenrechte, Populismus

Auf der anderen Seite gebe es das Thema Kooperation, das er allerdings nicht "als Antwort auf den Konflikt" und auch nicht als Gegenbegriff dazu sehe, "sondern auch Kooperation hat positive und negative Seiten, genauso wie Konflikt. Konflikte können auch ungeheuer beleben, wenn man sich zum Beispiel die Wissenschaftsgeschichte ansieht", sagte Fischler.

An politischen Themenkomplexen, die in Alpbach zur Sprache kommen sollen, griff der ehemalige EU-Landwirtschaftskommissar neben Krisenherden die Zukunft Europas, Fragen des Populismus, der Menschenrechte, die Flüchtlingsthematik sowie den Bereich Sicherheit heraus. Auch über den "Weg zu Reformen in den internationalen Systemen" werde es Debatten geben. Im Zusammenhang mit Wirtschaft werde es unter anderem um Folgen der Digitalisierung gehen, etwa im Hinblick auf das Sozialsystem, Arbeitsplätze und Chancen für Unternehmen. Die Technologiegespräche würden wiederum die technische Umsetzung der Digitalisierung beleuchten.

Fast gesamte Bundesregierung anwesend

Interessante Projekte bietet das Forum laut Fischler auch im künstlerischen Bereich, etwa in Form von Ausstellungen und Konzerten. "Wir erwarten sicher 100 Künstler in Alpbach. Unser Interesse geht aber weiter. Es geht nicht nur darum, dass sie Performances in Alpbach machen, sondern auch, dass sie sich in die Debatte einbringen", betonte der Forumspräsident. Auch heuer werden wieder alle "Gespräche" in Alpbach mit künstlerischen Interventionen beginnen.

An internationalen Gästen werden unter anderen EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis sowie die Innenminister von Estland und Belgien, Andres Anvelt und Jan Jambon, in Alpbach erwartet. Auch der neue Generalsekretär der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), Thomas Greminger, und der Direktor der EU-Agentur für Grundrechte (FRA), Michael O'Flaherty, sind als Sprecher angekündigt.

Von österreichischer politischer Seite wird nach derzeitigem Stand neben Bundespräsident Alexander Van der Bellen, der Eröffnungsredner bei den Politischen Gesprächen ist, im Laufe des mehr als zweiwöchigen Kongresses fast die gesamte Bundesregierung inklusive Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) zum Forum kommen – und nachdem die Nationalratswahl in nicht allzu weiter Ferne liegt, dürfte auch der Wahlkampf nicht ganz spurlos an Alpbach vorübergehen. "Das lässt sich wahrscheinlich nicht zur Gänze vermeiden", meinte Fischler dazu.

Gesundheits- und Hochschulgespräche

Unter den zahlreichen Referenten und Diskutanten aus den Bereichen Wissenschaft, Politik, Wirtschaft, Kultur und Zivilgesellschaft finden sich heuer zudem der Rektor der von der Schließung bedrohten Central European University (CEU) in Budapest, Michael Ignatieff, der Eröffnungsredner bei den Hochschulgesprächen sein wird, der Kampagnenchef der unterlegenen US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton, Robby Mook, und der Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger. Außerdem werden zahlreiche Unternehmenschefs, Spitzenbanker und Experten der unterschiedlichsten wissenschaftlichen Disziplinen erwartet.

Die Seminarwoche dauert bis 22. August. Feierlich eröffnet wird das Forum im Rahmen der Tiroltage (19. und 20. August). Daran anschließend finden die Gesundheitsgespräche (20. bis 22. August) statt, gefolgt von den Hochschulgesprächen (23. und 24. August) und den Technologiegesprächen (24. bis 26. August). Am 27. August beginnen die zeitgleich stattfindenden Politischen Gespräche und Rechtsgespräche, im Anschluss daran dann die Wirtschafts- und Finanzmarktgespräche (29. bis 31. August bzw. 31. August und 1. September) sowie die Baukulturgespräche (31. August und 1. September). (APA, 16.8.2017)