Markus Lanz war für das ZDF unterwegs in Kuba.

Foto: ZDF

Es sind anzugfreie Tage für Markus Lanz; im T-Shirt erwandert er ein Kuba im Umbruch: Das ZDF zeigte am Sonntag Stadt, Land, Meer und Strände, die der Talker barfuß und mit Fotoapparat bereist. Fotos machen kann er. Schnappschüsse bereichern – wie auch historische Exkurse zu Fidels Revolution – seine Reisereportage effektvoll.

Mitunter muss er einfach staunen: Kaffee wird importiert, Fisch gibt es nie zu kaufen. Dafür können bei einer Kräuterheilerin Gewächse gegen Neid erworben werden. Eingebettet in die Gastfreundschaft von Susanna, die in Deutschland lebt, wundert sich Lanz auch über den Duft gebratener Schweinehäute.

Und erst der Taxifahrer: Er hat nun seine dritte Familie gegründet und ist Anwalt; da muss Lanz lachen. Süßliche Dankbarkeit durchdringt ihn auch bei Gesprächen mit Hafenarbeitern, Kleinunternehmern und Bauern, die von Fidel schwärmen. Im Vergleich zu seinen Befragungen bei Lanz scheint er frei von jener eher automatenhaften Aura, die ihn umgeben kann.

Die Karibikinsel – Paradies oder Hölle? Lanz überkommt sogar die Erkenntnis, dass die Realität viele Zwischenstufen bietet. In einer katholischen Kirche jedoch eine seltsame Erleuchtung: Er spricht mit dem Pfarrer, der sich an Schikanen des Regimes erinnert ("Es gibt viele Formen von Gefängnis") – ihm muss er dann aber leider beichten: Er habe, so Lanz, auf seiner Kuba-Reise zumeist ehrliche Antworten vermisst. Es wirkt plötzlich, als wäre Lanz mit einem Satz all den herzlichen Leuten in den Rücken gefallen, mit denen er sprach und die von den Vor- und Nachteilen der freien Rede mehr verstehen als er. Leider peinlich. (Ljubiša Tošić, 16.8.2017)