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Die Phalanx im Radsport: Das Team Sky.

Foto: AP/PACHOUD

Wien/Madrid/Nimes – Am Vuelta-Sieg ist Chris Froome bisher stets gescheitert. Ab Samstag unternimmt der Brite den nächsten Versuch, nur wenige Wochen nach der Tour de France auch die Spanien-Radrundfahrt für sich zu entscheiden. Die Konkurrenz für den Sky-Kapitän ist allerdings hochklassig und teilweise wohl auch deutlich besser erholt als der vierfache Tour-Triumphator nur einen Monat nach der "Großen Schleife".

Froome will bei seinem fünften Antreten im Kampf um das "Maillot Rojo" trotzdem endlich zuschlagen. "Die Tour und die Vuelta in einem Jahr zu gewinnen, wäre unglaublich. Diese Möglichkeit habe ich nun, und ich will sie nutzen", betonte der 32-Jährige. Froome wäre nicht nur der erste britische Sieger in der 82-jährigen Vuelta-Geschichte, er würde auch das erste Double aus Frankreich- und Spanien-Rundfahrt seit fast 40 Jahren schaffen. Beide dreiwöchigen Rundfahrten im selben Jahr haben bisher lediglich die beiden Franzosen Jacques Anquetil (1963) und Bernard Hinault (1978) gewonnen.

Bei drei seiner bisherigen Teilnahmen musste sich Froome als Zweiter (2011, 2014, 2016) jeweils nur knapp geschlagen geben, 2012 wurde er Vierter. Im Vorjahr war lediglich der heuer fehlende Kolumbianer Nairo Quintana besser. In den nächsten drei Wochen trifft er erneut auf Romain Bardet und Fabio Aru, die ihn im Juli in Frankreich schon ziemlich gefordert haben.

Contadors Abschied

Die spanischen Fans träumen indes davon, dass Alberto Contador zum Abschluss seiner großen Karriere noch einen Glanzpunkt setzt. Zuletzt konnte der 34-Jährige aber nicht mehr ganz mit den Topstars mithalten. Contador (2008, 2012, 2014) hat die Vuelta wie die italienischen Hoffnungsträger Vincenzo Nibali (2010) und Aru (2015) bereits gewonnen.

Eröffnet wird die 72. Auflage mit einem Mannschaftszeitfahren im südfranzösischen Nimes. Nach einer weiteren Etappe im Nachbarland geht es nach Andorra und dann weiter ins Stammgebiet Spanien. Das Rennen mit 3.300 km Länge und Ziel in Madrid ist einmal mehr auf Kletterer wie Froome zugeschnitten. Nicht weniger als acht Bergankünfte sind zu bewältigen. Besondere Höhepunkte sind der lange Anstieg zur Sierra Nevada (15. Etappe) und der gefürchtete Angliru am vorletzten Tag.

"Die Vuelta ist ein brutales Rennen, aber es sind auch drei Wochen Vergnügen", meinte Froome, für den das einzige Einzelzeitfahren über 42 Kilometer in Logrono (16. Etappe) ein weiterer Pluspunkt sein könnte. Mitfavorit Nibali glaubt dennoch an ein offenes Rennen. "Ich denke nicht, dass es einen klaren Favoriten gibt. Vielmehr glaube ich, dass die Strecke einige Überraschungen bringen könnte", sagte der 2010 siegreiche Italiener, der nach Rang drei beim Giro die Tour heuer ausgelassen hat.

"Überlebensmodus"

Wie Nibali sollten auch die Kolumbianer Miguel Angel Lopez und Esteban Chaves um den Sieg mitkämpfen können. Auch der Russe Ilnur Sakarin und Rafal Majka aus Polen wollen das versuchen. Majka wird dabei im Bora-Team unter anderem von Patrick Konrad unterstützt. Der Niederösterreicher, heuer guter 16. beim Giro, werde auf der einen oder anderen Etappe aber auch Freiheiten für Eigeninitiativen erhalten, kündigte sein Rennstall an.

Keine Helferdienste muss Stefan Denifl im Wildcard-Team Aqua Blue verrichten. Der Österreich-Rundfahrtsieger fährt wie Konrad nicht auf die Gesamtwertung, er rechnet sich ebenfalls auf einzelnen Etappen bessere Chancen auf Topresultate aus. "Unsere Taktik ist auf Spitzengruppen ausgelegt", meinte Denifl und verwies darauf, dass bei der Vuelta öfters Fluchtgruppen durchkämen als bei der Tour oder dem Giro.

Der Tiroler fühlt sich gut gerüstet, fürchtet aber die Hitze in Südspanien, die ihm bei seinem Vuelta-Debüt 2010 und jüngst auch bei der Burgos-Rundfahrt Anfang August zu schaffen gemacht hat. "Die Form passt, aber ich muss offen und ehrlich sagen, ich habe schon ein bisschen Respekt vor der Vuelta. Bis 35 Grad habe ich keine Probleme, aber wenn es wieder 40 Grad hat, bekomme ich Probleme." Sein Körper schalte dann auf "Überlebensmodus", während andere auch bei dieser Hitze noch konkurrenzfähig seien.

Die Vuelta sei an sich schon schwierig genug, eine extreme Hitze würde das Ganze aber endgültig zur Tortur machen. "Ich habe gemerkt, dass das bei einwöchigen Rennen geht, da beißt man durch. In drei Wochen kann aber jedes kleines Problem zu einem großen werden", meinte der Stubaier. Aufgrund der Erfahrungen 2010 sei die Vuelta nicht unbedingt sein Lieblingsrennen, gestand Denifl.

Der dritte Österreicher im Feld ist Marco Haller. Der Kärntner aus der Katjuscha-Mannschaft hat auch schon die Tour in den Beinen und wird nur auf wenigen Flachetappen seine Sprintqualitäten ausspielen können. (APA, 16.8.2017)