Kern-Berater Tal Silberstein lässt ausrichten, dass "alles, was ihm zugeordnet wird, nebensächlich und unwichtig ist".

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Jerusalem/Wien – In den Ermittlungen um den israelischen Milliardär Beny Steinmetz blieb die Substanz der Vorwürfe zuletzt noch genauso diffus und fluktuierend wie der Kreis der Verdächtigen; eine Konstante war bloß, dass sowohl Steinmetz als auch sein Partner Tal Silberstein, bis vor kurzem Wahlkampfberater der SPÖ, weiterhin in Haft blieben.

Am Donnerstag sollten beide einem Richter in der Stadt Rischon Lezion bei Tel Aviv vorgeführt werden, der über einen Antrag der Polizei auf weitere Haftverlängerung zu entscheiden hat.

Zudem wurde am Dienstag Silbersteins langjähriger Bekannter Udi Neta in Untersuchungshaft genommen. Neta, ein früherer Vizebürgermeister von Tel Aviv und nunmehr privater Geschäftsmann, sollte bloß als Zeuge verhört werden, machte aber von seinem Schweigerecht Gebrauch.

"Nebensächlich und unwichtig"

Es soll bei den Ermittlungen um Immobilienmanipulationen in Rumänien gehen. Israelische Medien zitierten Steinmetz mit der Aussage, er habe "viele Jahre im Ausland gelebt, und es ist furchtbar, dass Israel mir das antut – so etwas ist in totalitären Staaten üblich". Er habe vor seiner Verhaftung bei den Ermittlungen kooperiert und alle verlangten Dokumente vorgelegt. Steinmetz vermute eine Kampagne, durch die Rivalen ihn zu Fall bringen wollten und hinter welcher der ungarischstämmige US-Milliardär George Soros stehe.

Steinmetz' Anwalt Ronen Rosenblum sagte vor Journalisten, sein Mandant sei "entschlossen, in jedem juridischen Bereich in Israel und in der Welt den Kampf gegen jene einflussreichen Kreise fortzusetzen, die ihn als Geschäftsmann ausschalten wollen". Er sei sicher, dass, wie schon bei früheren Ermittlungen auch, diesmal keine Anklage erhoben werden würde.

Silbersteins Anwalt Eyal Rosovsky sagte, die Verhandlungen über die Haftverlängerung würden "mit Material geführt, das uns nicht vorgelegt wurde, sondern nur dem Gericht bekannt ist". Er vermute, dass es sich um Vorfälle aus dem Jahr 2011 handle. Man werde "noch einige Tage warten müssen", aber Silberstein "bestreitet jegliche Verwicklung in jegliches Verdachtsmoment", und es sei jedenfalls "klar, dass alles, was ihm zugeordnet wird, nebensächlich und unwichtig ist".

Doch Richter Menachem Misrachi soll die Haft aufgrund von "dramatischen" Beweismitteln verlängert haben, bei denen es um "systematische" Konstruktionen fiktiver Immobilienverträge in einem fremden Land gegangen sein soll. Im März 2016 war Steinmetz einer der Angeklagten in einem Verfahren in Rumänien, das wegen Geldwäsche und der Bildung einer kriminellen Vereinigung angestrengt worden war.

Unklare Rolle des Beraters

Ein rumänischer Haftbefehl gegen Steinmetz soll inzwischen wieder aufgehoben worden sein. Im Jänner 2017 begann in Rumänien ein Prozess in Steinmetz' Abwesenheit. Der israelischen Tageszeitung "Haaretz" zufolge soll Steinmetz Transaktionen zum illegalen Erwerb von teurem Land in der Nähe von Bukarest orchestriert haben, wobei der rumänische Ex-Premier Adrian Nastase und ein Neffe des letzten Königs von Rumänien im Hintergrund gestanden sein sollen. Welche Rolle Silberstein dabei gespielt haben könnte, ist nicht klar.

"Haaretz" erwähnt, dass Silbersteins Mitarbeiter Mosche Klughaft das Pizzavideo von Bundeskanzler Christian Kern erdacht haben soll. Klughaft sei als Wahlkampfberater auch für so unterschiedliche Kunden wie die nationalreligiöse israelische Partei Das Jüdische Heim und den Arbeiterpartei-Abgeordneten Erel Margalit tätig gewesen. (Ben Segenreich, 16.8.2017)