ORF

Washington/Pjöngjang/Seoul – Der Chefstratege von US-Präsident Donald Trump, Steve Bannon, hat dem Staatschef im Zusammenhang mit Nordkorea widersprochen. Es gebe "keine militärische Lösung" des Atomkonflikts mit Pjöngjang, zitierte die Webseite "American Prospect" Bannon am Mittwoch.

Im Gegensatz zu Präsident Trump, der Nordkorea mit "Feuer und Wut" gedroht hatte, erklärte Bannon, im Falle einer militärischen Eskalation würden "in den ersten Minuten zehn Millionen Menschen in Seoul durch konventionelle Waffen getötet", weshalb ein US-Angriff nicht zielführend sei.

Die Konfrontation mit Nordkorea sei "nur ein Nebenschauplatz", sagte der Stratege dem linken Online-Medium demnach. In Wahrheit drehe sich alles um den Handelskonflikt mit China. "Der Wirtschaftskrieg mit China ist alles. Und wir müssen uns wahnsinnig darauf konzentrieren", zitierte "American Prospekt" Bannon. Ansonsten würden die USA in spätestens zehn Jahren deutlich gegenüber Peking an Einfluss verlieren. Weiße Nationalisten bezeichnete zudem als "eine Ansammlung von Clowns".

Zustimmung Südkoreas

Nach Angaben des südkoreanischen Präsidenten Moon Jae-in hätten die USA zugesichert, vor einem Vorgehen gegen Nordkorea die Zustimmung der Regierung in Seoul einzuholen. US-Präsident Donald Trump habe das versprochen, sagte Moon am Donnerstag in Seoul auf einer Pressekonferenz. Er sei sicher, dass die USA auch mit Südkorea sprechen würden, bevor sie eine Militäraktion außerhalb der koreanischen Halbinsel starteten, die sich auf die Spannungen zwischen Nord- und Südkorea auswirken könne.

Moon warnte Nordkorea zudem vor dem Überschreiten einer "roten Linie". Falls Pjöngjang die Entwicklung von Interkontinentalraketen vervollständigen und diese mit Atomsprengköpfen einsatzbereit machen sollte, würde er das als Grenzüberschreitung ansehen, sagte Moon am Donnerstag. "Nordkorea nähert sich der roten Linie."

Drohende Sanktionen

Pjöngjang solle weitere Provokationen unterlassen. Sollte Nordkorea mit dem umstrittenen Atomwaffenprogramm fortfahren, drohten zusätzliche Sanktionen, die das verarmte Land nicht aushalten würde, sagte Moon. Er werde prüfen, einen Gesandten nach Nordkorea zu schicken, wenn die Bedingungen dafür geeignet seien, fügte der südkoreanische Präsident hinzu.

Nordkorea hatte damit gedroht, Raketen in Richtung der US-Pazifikinsel Guam zu schicken, sollte es Anzeichen für Provokationen der USA geben. Daraufhin hatte Trump mit "Feuer und Zorn" und einer militärischen Lösung gedroht. Zuletzt sandte Nordkoreas Machthaber Kim Jon-un aber ein Signal der Zurückhaltung und sagte, er wolle mit seiner Entscheidung über einen Start der Raketen abwarten. Trump lobt daraufhin Kim für seine "sehr kluge" Entscheidung.

Wegen der Bedrohung durch Nordkoreas Raketen will Japan indes seine Raketenabwehr weiter ausbauen. Wie die japanische Nachrichtenagentur Kyodo am Donnerstag unter Berufung auf Regierungskreise berichtete, wird ein landgestütztes Aegis-System erwogen. Für die Planung eines solchen Abwehrsystems wolle das Verteidigungsministerium notwendige Finanzmittel im kommenden Staatshaushalt beantragen, hieß es. (APA, Reuters, 17.8.2017)