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Eine Milliarde Dollar will Apple 2018 für Eigenproduktionen ausgeben.

Foto: Reuters/MIKE SEGAR

Cupertino – Apple hat ein Budget von einer Milliarde Dollar beiseitegelegt, um 2018 selbst Fernsehserien zu produzieren (DER STANDARD berichtete am Mittwoch). Der Riese kommt spät in den Streamingmarkt. Doch den großen Kreis des Apple-Wirtschaftssystems würden eigene Programme vollenden.

Ein Unternehmen, welches sich mit Produkten wie dem Apple Store und dem iPhone bisher rein auf die Entwicklung eines technischen Umfelds (sei es virtuell oder physisch) fokussiert hat, beginnt also nun, selbst den Content zu schaffen. Apple würde Inhalte nicht mehr bloß bereitstellen, sondern selbst dafür zuständig sein. Konkret würde das den Kreis gänzlich schließen: Das Unternehmen wäre Produzent, Sender, Entwickler, Hardware-, Software- und Serviceanbieter zugleich. Apples Ökosystem erleichtert dem Unternehmen den Einstieg: Die Zielgruppe nutzt bereits iTunes, der Content muss nur integriert werden.

Bedenkt man zusätzlich, dass der Verkauf und Verleih von Filmen auf iTunes stetig am Sinken ist, ist dies ein logischer Schritt. Aus ökonomischer Perspektive erscheint die Strategie wie ein wirtschaftlicher Erfolgsplan – jedoch ist Apple bei weitem nicht das erste Unternehmen, welches den Streamingmarkt regieren möchte. Netflix und Amazon sind die prominentesten und größten Unternehmen am Streamingmarkt, die schon vor Jahren eingestiegen sind, doch gerade am US-Markt mischen auch Produzenten wie Hulu und HBO mit. Betrachtet man die jährlichen Ausgaben von Streamingplattformen, wirkt Apples Milliarde nicht mehr so enorm hoch. (Eine Milliarde entspricht dem Jahresumsatz des ORF, des weitaus größten österreichischen Medienunternehmens.)

Harte Konkurrenz mit vielen TV-Größen

Nun stellen diese Werte die Gesamtausgaben der jeweiligen Plattformen dar, also nicht nur Originals, sondern auch gekauften Content, jedoch ist noch nicht bekannt, wie viel von Apples Streamingmilliarde rein auf Eigenproduktionen fallen wird. Apple kämpft gegen Konkurrenten wie HBO an, die für eine Folge "Game of Thrones" geschätzt zehn Millionen US-Dollar ausgeben.

Es wird – vermutlich teuer – aufgestockt: Shonda Rhimes, Produzentin von Erfolgsserien wie "Scandal" und "Grey's Anatomy", wie auch das Comicunternehmen Millarworld, welches für die Vorlagen von "Kingsman: Secret Service" und "Kick-Ass" verantwortlich ist, wechselten erst kürzlich zu Netflix. Robert Kirkman von "The Walking Dead" verpflichtete sich vor kurzem für Amazon. Wenn Apple erfolgreich sein möchte, werden die beiden ehemaligen Sony-TV-Präsidenten Jamie Erlicht und Zack Van Amburg, die für die Budgetierung der Milliarde zuständig sind, selbst in Talente investieren müssen. Schließlich sind oft erwähnte Zutaten in Netflix' Erfolgsrezept hochwertige Eigenproduktionen, wie "Orange is the new Black", "House of Cards" und die Marvel-Comicbuchhelden-Verfilmungen.


Ausgaben wie Amazon bei Markteinstieg

Apples Budget soll 2018 in etwa genauso hoch sein wie jenes von Amazon 2013, dem Jahr, in welchem das Unternehmen aktiv in den Streamingmarkt einstieg. Jedoch war der Markt zu diesem Zeitpunkt noch nicht so groß, wie er es heute ist. Konkurrenten wie Netflix gaben 2013 noch keine so gewaltigen Summen aus wie heute. Inzwischen ist das einzige Medienunternehmen, welches Netflix übertrifft, das auf Sportprogramm fokussierte ESPN.

Zusätzlich könnte Apple Opfer seines eigenen Ökosystems werden: Apple kassiert 15 Prozent aller Abozahlungen durch den iTunes-Store – auch für Dienste wie Netflix und HBO. Sollte Apple zu aggressiv gegen die Konkurrenten vorgehen, könnte es diese (und somit eine lukrative Geldquelle) womöglich vergraulen. (Muzayen Al-Youssef, 17.8.2017)