Gleich um 9,5 Prozent gingen die Genehmigungen für den Bau von Einfamilienhäusern im ersten Halbjahr 2017 zurück, was Experten aber zumindest teilweise mit Sonderfaktoren begründen.

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Wiesbaden/Berlin – In Deutschland ging im ersten Halbjahr 2017 die Zahl der Genehmigungen für neue Wohneinheiten um 7,3 Prozent auf insgesamt 169.454 zurück, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Hauptgrund für den Rückgang war, dass von Jänner bis Juni 2017 viel weniger Einfamilienhäuser baugenehmigt wurden, als noch ein Jahr zuvor, nämlich nur noch 45.294 statt 50.064. In dieser Kategorie gab es somit ein Minus von 9,5 Prozent, bei den Zweifamilienhäusern immerhin noch um 2,2 Prozent (11.104 genehmigte Wohneinheiten, nach 11.348 im 1. Halbjahr 2016).

Der Abwärtstrend war auch bei Wohnheimen zu beobachten (minus 31,8 Prozent). Zu dieser Kategorie zählen unter anderem Flüchtlingsunterkünfte.

Mehr Wohneinheiten im mehrgeschoßigen Wohnbau

Gegen den Trend wurden jedoch mehr Projekte in Mehrfamilienhäusern zugelassen: Sie legten um 1,8 Prozent auf 82.100 Wohnungen zu. Das ist der höchste Wert in einem ersten Halbjahr seit zwanzig Jahren.

Ein Branchenvertreter erklärt den von Jänner bis Juni zu verzeichnenden Abwärtstrend bei Ein- und Zweifamilienhäusern allerdings mit Sonderfaktoren: "Ein Anstieg der Baugenehmigungszahlen im Jahr 2016 wurde unter anderem durch den Vorzieheffekt wegen der Energieeinsparverordnung 2016 bedingt. Da sich die Rahmenbedingungen seitdem nicht verbessert haben, war der Rückgang im ersten Halbjahr 2017 leider zu erwarten", sagte der Präsident des Bundesverbands Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW), Andreas Ibel.

Nach Rückmeldungen von BFW-Mitgliedsunternehmen hatten zahlreiche Firmen ihre Anträge bereits Ende 2015 gestellt, um noch die alten Regelungen der Energieeinsparverordnung (EnEV) nutzen zu können. Die verschärfte EnEV, die 2016 in Kraft trat, hat die Baukosten laut BFW um sieben Prozent in die Höhe getrieben. Durch den Vorzieheffekt stiegen die Genehmigungszahlen Anfang und Mitte vorigen Jahres kurzfristig an, obwohl der tatsächliche Baubeginn für viele Projekte noch ungewiss war.

Mangel an leistbarem Bauland

Laut dem Spitzenverband der Wohnungswirtschaft GdW fehlt es an leistbarem Bauland und an Anreizen für den Wohnungsbau. Es seien mehr Bauflächen nötig, die nach Konzeptqualität vergeben würden, sagte GdW-Präsident Axel Gedaschko. Zudem forderte er einen Stopp der Preisspirale vor allem bei der Grunderwerbsteuer und eine Erhöhung der linearen Abschreibung für Abnutzung von zwei auf mindestens drei Prozent. (APA/red, 17.8.2017)