Bis zu 2,7 Millionen Jahre altes Eis förderten Forscher in der Antarktis zutage.

Foto: Yuzhen Yan/ Princeton University

Paris – Wissenschafter haben in der Antarktis das bisher älteste Eis der Welt geborgen: Der Bohrkern aus einer Region rund 200 Kilometer östlich der McMurdo-Polarstation ist bis zu 2,7 Millionen Jahre alt und übertrifft das bislang älteste je gefundene Eis um ganze 1,7 Millionen Jahre.

Die Probe erlaubt neue Einblicke in das Erdklima dieser Zeit: Dass das Eis kurz vor dem Beginn des Eiszeitalters vor 2,6 Millionen Jahren entstand, macht den Fund besonders interessant. Er könnte dabei helfen zu verstehen, welche Bedingungen damals herrschten. "Das ist unglaublich", sagte David Shuster von der University of California in Berkeley, der selbst nicht Teil der Forschungsgruppe ist. "Es ist die einzige Probe dieser uralten Erdatmosphäre, auf die wir zugreifen können."

Niedrige CO2-Werte

Analysen eingeschlossener Luftbläschen lieferten bereits erste Ergebnisse, wie Forscher um Yuzhen Yan und Michael Bender von der Princeton University auf der diesjährigen Goldschmidt Conference in Paris berichteten. So zeigten die Untersuchungen, dass die CO2-Werte in der Atmosphäre unter 300 parts per million (ppm) und damit deutlich unter den heutigen Werten lagen.

Manche Modelle gehen davon aus, dass ähnlich niedrige CO2-Levels an der Entstehung von Eiszeiten beteiligt sind. Daten aus Fossilienfunden deuten dagegen auf höhere Kohlenstoffdioxidwerte hin. "Wenn sich die neuen Ergebnisse bestätigen, müssen diese Daten neu untersucht werden", sagte der Paläoklimatologe Yige Zhang von der Texas A&M University in College Station am Rande der Konferenz zu "Science".

Suche in Blaueisfeldern

Gelungen ist der spektakuläre Bohrerfolg, indem die Forscher gezielt nach Arealen suchten, in denen uraltes Eis näher an der Oberfläche liegen könnte: Sogenannte Blaueisfelder, an denen der direkte Eisabfluss zur Küste beziehungsweise dem Eisschelf blockiert ist. Diese Felder machen nur etwa ein Prozent der Oberfläche der Antarktis aus. 2010 wurden Bender und Kollegen erstmals fündig: Zwar war die Schichtenabfolge gestört, aber anhand eingeschlossener Argon-Isotope ließ sich das Alter der Eiszonen dennoch verlässlich bestimmen. Der damalige Bohrkern war rund eine Million Jahre alt.

Die aktuelle Bohrung brachte nun Eisschichten ans Licht, die zum Teil 2,7 Millionen Jahre alt sind. Die nächste Expedition ist bereits geplant – nicht nur, um noch mehr Daten dieser kritischen Phase vor dem Beginn des Eiszeitalters zu sammeln, sondern um vielleicht sogar noch weiter in die Klimageschichte unseres Planeten zurückblicken zu können. (dare, 19.9.2017)