Beschmierter Sockel eines Denkmals für die Südstaatengeneräle Robert E. Lee und Thomas Jackson in Baltimore, Maryland, das jüngst entfernt worden ist.

Washington – Seitdem der US-Präsident erneut dazu übergegangen ist, die Gleichsetzung von rassistischen Gewalttätern und Gegendemonstranten zu betonen, schlägt ihm eine Welle der Kritik aus Wirtschaft, Politik, Militär und Gesellschaft entgegen. Donald Trump hatte beiden Seiten gleichermaßen die Schuld an der Eskalation der Gewalt am vergangenen Wochenende in Charlottesville, Virginia, gegeben. In der eigenen Partei will Trump derzeit keiner verteidigen, wie ein Rundruf des republikanerfreundlichen US-Fernsehsenders Fox News ergeben hat. "Unser Buchungsteam hat Republikaner aller Lager aus dem ganzen Land kontaktiert", sagte der Fox-Moderator Shepard Smith am Mittwochabend in seiner Sendung. "Wir konnten niemanden bekommen, der herkommen und ihn verteidigen wollte."

Der Kongress in Washington will sich nach den Vorfällen in Charlottesville in einer für den September angesetzten Anhörung mit Extremismus im Land beschäftigen. "Wir müssen zusammenstehen und Rassismus, Fanatismus und Vorurteile zurückweisen, dazu gehören auch hasserfüllte Ideologien, die durch Neonazis, den Ku-Klux-Klan und all die anderen weißen rassistischen Gruppen verbreitet werden", kündigte der Republikaner Michael McCaul an. Auch die beiden Ex-Präsidenten George H. W. Bush und George W. Bush hielten am Mittwoch in einer gemeinsamen Erklärung fest, die USA müssten "rassistischen Fanatismus, Antisemitismus und Hass immer und in jeglicher Form zurückweisen".

"Traurig" und "albern"

Auch die Führung des US-Militärs hat sich indirekt von Trumps Äußerungen distanziert. In der Armee der Vereinigten Staaten gebe es unzweifelhaft und absolut keinen Platz für Fanatismus, sagte Generalstabschef Joseph Dunford am Donnerstag in Peking auf Reporterfragen. Silicon-Valley-Unternehmen wie Google, Airbnb, Facebook, Paypal oder Reddit kündigten an, die Neonazi-Seite "Daily Stormer" zu boykottieren. Der Präsident selbst löste nach der harschen Kritik an seiner Haltung zwei wirtschaftliche Beraterkreise im Weißen Haus auf. Kurz zuvor war bekannt geworden, dass eines der Gremien von sich aus die Arbeit einstellen wollte. Aus dem anderen Kreis hatten sich viele Mitglieder aus Protest gegen Trump verabschiedet.

Anlass für den rechtsextremen Aufmarsch in Charlottesville waren Pläne zur Demontage einer Statue von Südstaaten-General Robert E. Lee, einer zwiespältigen historischen Figur. 1500 Denkmäler, Straßen, Institutionen und Gebäude tragen in den USA die Namen ehemaliger Konföderierter, die im Bürgerkrieg (1861-1865) gegen den Norden kämpften.

Nach den jüngsten Ausschreitungen entfernen immer mehr Städte Statuen, die an Südstaatengeneräle erinnern. Trump bezeichnete ihre Entfernung am Donnerstag via Twitter als "traurig" und "albern": "Geschichte kann man nicht ändern, aber man kann daraus lernen." (red, 17.8.2017)