München/Sylvensteinsee – Eigentlich heißt der neueste Trend ja Glamping – glamouröses Camping. Damit gibt es eine luxuriöse Alternative, respektive eine Erweiterung zum Dauercampen.

Das Autohome ist so ziemlich genau das Gegenteil vom Glamping. Beim Autohome handelt es sich um ein Dachzelt, das in wenigen Sekunden aufgestellt ist und dann eine nette Schlafstätte bietet. Aber keine Campingdusche, kein Campingkocher, kein Campingklo und kein Blumenkistl vorm Fenster.

Autohome bietet (auch) für den Mini ein Dachzelt an, das groß genug für einen allein oder eine Beziehungsprüfung ist – obwohl es komfortabler ist, als man vorerst meinen würde.
Foto: Mini

Wir führen den Mini samt faltbarem Hochhaus von München bis knapp an die heimische Grenze. Das Ziel ist der Sylvensteinspeicher. Es ist Hochsommer, Mitte August, und für die Jahreszeit regelrecht frisch. Vor wenigen Tagen hatte es noch zehn Grad mehr. Es pressiert also nicht, um an den See zu kommen. Gut so, denn für mehr als 120 km/h ist das Dachzelt ohnedies nicht zugelassen.

Eile mit Weile

Jetzt ist nur das System der deutschen Autobahn nicht für 120 km/h ausgelegt. Im Grunde sind ein paar km/h kein Problem, da fliegt einem das Zelt nicht gleich davon. Es erinnert quasi selbstständig, dass man es ein wenig ruhiger angehen sollte. Sprich, die Windverwirbelungen werden hörbar, und bei einem Blick auf die Tankuhr merkt man auch, dass mit zunehmender Geschwindigkeit eine Art Strafzoll anfällt.

Foto: Mini

Das Dachzelt besteht aus zwei GFK-Schalen, die sich über Gasdruckstoßdämpfer wie von selbst öffnen, wenn man die Verschlüsse aufmacht. Zusammengeklappt schaut das Autohome wie eine Dachbox aus. Nur halt breit und nieder statt hoch und schmal.

Der Form ist zu verdanken, dass der Kasten trotz der nicht ganz 60 Kilogramm Gewicht auf dem Dach – samt Matratze, Leiter, Bettwäsche und LED-Funzerl – dem Mini nichts vom Fahrspaß nimmt. Man muss sich also nicht vor dem erhöhten Schwerpunkt fürchten, und Seitenwind war auch kein Problem, obwohl der, ehrlich gestanden, nur ein Lüfterl war.

Kleinigkeiten

Wie gesagt, das Autohome ist der Campingurlaub für Spartanische. Und weil es am See, wo wir zwar erlaubt, aber wild campierten, keine Dusche gab, diente der See als Erfrischung. Man weiß eh, wenn man einmal drinnen ist, ist es angenehm.

Das galt für den See mit rund 18 Grad als auch später im Dachzelt. Ach ja, ein bisserl wacklig ist die Leiter schon, aber eine gescheite Grillerei mit Verdauungsschnaps hält die Steign schon aus.

Foto: Mini

Schläft man zu zweit im Zelt, ist es recht kuschelig. 210 Zentimeter misst der Kasten in der Länge, 130 in der Breite. Und ist das Zelt aufgestellt, hat man drinnen eine Höhe von 94 Zentimeter. Stehen geht also nicht, nicht einmal die Hosen kann man entlang der Bügelfalte aufhängen. Dafür kann man sie in ein Netz stopfen, das wenige Zentimeter unter dem Dach angebracht ist. Sehr praktisch. Wie auch die vielen Aufbewahrungstaschen und Netze an beiden Seiten.

Foto: Mini

Auch wenn sich die seitlichen Einstiege des Zeltes an der Unterseite nicht verschließen lassen, war es in der gerade etwas mehr als 10 Grad kalten Nacht, angenehm warm am Mini. Das Autohome ist gut gedämmt, und wenn man die Balken zumacht, also die Gelsengitter ordentlich mit dem Zeltstoff verschließt, dann hört sich – mit etwas gutem Willen – sogar das Schnarchen des daneben parkenden Kollegen vom auflagenstarken Kleinformat wie das Schnurren eines räudigen Katers an. Die Lagerfeuermusik vom Feuerplatz daneben kann dem Zelt aber nichts anhaben.

Foto: Mini

Wem es was anhaben kann, das ist das Konto. Das minimalistische Dachzelt kostet in Weiß 2836,93 Euro, in Schwarz 3084,17 Euro.

Natürlich gibt es das Autohome auch für andere Fahrzeuge und in anderen Ausführungen. Eine Dachreling braucht man halt. Das müssen wir uns also abschminken, das Understatement-Glamping auf dem BMW i8. (Guido Gluschitsch, 19.8.2017)

Foto: Mini