Das Bühnenbild für "Carmen" von Es Devlin ist bei der London Design Festival zu sehen.

Foto: Bregenzer Festspiele/Lisa Mathis

Bregenz – Rundum zufrieden zeigt sich das Führungsteam der Bregenzer Festspiele mit der Saison 2017. Kurz vor Festspielende mit noch drei verbleibenden Seeaufführungen zog Intendantin Elisabeth Sobotka mit Festspielpräsident Hans-Peter Metzler und dem Kaufmännischen Direktor Michael Diem am Freitag Bilanz: Alle Musiktheateraufführungen waren ausverkauft. 261.992 Festspielgäste wurden gezählt.

Die dritte "Carmen" auf der Seebühne seit 1974 war mit voraussichtlich 199.007 Besucherinnen und Besuchern die mit Abstand erfolgreichste und das – gemessen am Besucherandrang – drittbeste Spiel auf dem See. Mehr Publikum verbuchten nur die "Zauberflöte" 2014 und "Aida". Der Grund: Es waren bei diesen mehr Aufführungen gespielt worden, zudem war es zu keiner Regenabsage gekommen.

Künstlerisch und wirtschaftlich gelungen

"Um es kurz zu machen: Man kann auch mal zufrieden sein", sagte Festspielpräsident Hans-Peter Metzler und streute Intendantin Elisabeth Sobotka Rosen. Deren Konzept, Musiktheater von verschiedenen Seiten aus zu beleuchten, sei voll aufgegangen. "Wirtschaftlich wie künstlerisch." Die Bregenzer Festspiele zeigten auf der Seebühne 28-mal den Opernhit "Carmen" von Georges Bizet, in einer Inszenierung von Kasper Holten, das Bühnendesign schuf Es Devlin.

Im Haus waren die drei Aufführungen der Rossini-Rarität "Moses in Ägypten" (Regie: Lotte de Beer) ausverkauft. Die Uraufführung von "To the Lighthouse" von Zesses Seglias war ebenso ausverkauft wie "Die Hochzeit des Figaro", erarbeitet von jungen Talenten im Rahmen des Opernstudios, und "Der Ring in 90 Minuten", die Wagner-Bearbeitung des Theaterkollektivs Hotel Modern.

Regenabsagen gehen ins Geld

Zwischen 14 und 15 Millionen wird man mit der Oper auf dem See (bei einem Gesamtbudget von rund 24 Millionen Euro) nach der letzten Vorstellung am Sonntag eingespielt haben, schätzt Michael Diem – was auch davon abhängt, ob die letzten drei Seeabende ohne Regenabsage gespielt werden können.

Bisher musste nur eine Aufführung wegen Schlechtwetters abgesagt werden. Kritik an den Festspielen, man spiele auch bei starkem Regen durch, lässt Elisabeth Sobotka nicht gelten. Man beobachte mehrere Wetterstationen, wäge sehr genau ab, ob man eine Aufführung durchspiele oder nicht.

"Carmen"-Bühnenbild in London

Nächstes Jahr, in der zweiten "Carmen"-Saison, sind 26 Aufführungen geplant. Läuft der Vorverkauf gut, wird man um zwei Aufführungen erweitern. Aus Kostengründen spielt man die Oper auf dem See zwei Saisonen lang. So könne man die Ausstattungskosten (für "Carmen" sieben Millionen Euro) auf zwei Jahre abschreiben.

Das "Carmen"-Bühnenbild wird als Modell und mit Nachbauten von Kulissenteilen beim London Design Festival vom 16. bis 24. September im Victoria and Albert Museum zu sehen sein. Gestaltet wird die Ausstellung "High Tide for Carmen" von Susanna Boehm und Es Devlin. Anschließend wird die Bregenzer "Carmen" als Ergänzung zur Ausstellung "Opera. Passion, Power und Politics" bis Ende Oktober in London bleiben.

Eröffnung 2018 mit Opernrarität

Im Sommer 2018 wird im Festspielhaus die Oper "Beatrice Cenci" des aus Deutschland vertriebenen Komponisten Berthold Goldschmidt (1903 bis 1996) als österreichische Erstaufführung zu sehen sein. Elisabeth Sobotka hat sich für das Werk entschieden, weil es "in der Tradition großer romantischer Opern steht". Mit dem Werk über Korruption und Gewalt werden die Bregenzer Festspiele am 18. Juli 2018 eröffnet werden. (Jutta Berger, 18.8.2017)