Zoë Beck, "Die Lieferantin". € 15,40 / 325 Seiten. Suhrkamp, Berlin 2017

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Die Geschäftsidee ist genial. Statt Drogen auf der Straße zu verkaufen, sie mithilfe von Drohnen direkt an den Konsumenten zu liefern. Klingt utopisch, und der Krimi von Zoë Beck ist auch futuristisch angehaucht. Aber man hat das Gefühl, dass diese Zukunft nicht mehr allzu weit weg ist.

In London verschwindet ein Schutzgelderpresser. Niemand weiß, dass ihn ein Erpresster in die Renovierung seines Hauses sozusagen "miteinbezogen" hat. Bei den Großhändlern bricht Panik aus, zumal ein Undercoverpolizist, der für die Bosse gearbeitet hat, tot aus der Themse gefischt wird. Die Frau, die die Drohnen auf den Weg schickt, muss ihr Business aufgeben, denn auf sie ist ein Kopfgeld ausgesetzt.

Becks böse Vision beschäftigt sich aber nicht nur mit den Revierkämpfen der Dealer, sondern denkt die möglichen Folgen des Brexits nüchtern weiter. Radikalisierung, ein kaputtes Gesundheitssystem, Armut, Rassismus und politische Manipulationen, das ist der Kontext eines außergewöhnlichen Thrillers, knapp, knackig und sehr finster. (Ingeborg Sperl, Album, 21.8.2017)