"Professor Mamlock" von Konrad Wolf erzählt die Geschichte eines Arztes, der erst an das "Gute in der Bewegung" glaubt und dann selbst zum Nazi-Opfer wird.

Foto: DEFA-Stiftung/Walter Ruge

Mauthausen – Der Platz vor dem Besucherzentrum der KZ-Gedenkstätte Mauthausen wird in den kommenden Tagen zum Freiluftkino. Vier selten gezeigte Spielfilme zum Thema "Persönliche Verantwortung von 1933 bis 1945" stehen auf dem Programm, es geht um individuelle Schuld und kollektive Verantwortung sowie um die Frage, welche Rolle Nationalismus, Rassismus und die rigide Ablehnung alles kulturell Anderen in den (und vor den) Jahren der NS-Diktatur spielten.

Am Mittwoch beginnt die filmische Spurensuche mit einem Werk des wohl bedeutendsten Regisseurs der Ex-DDR: Der 1982 verstorbene Konrad Wolf beschäftigte sich bevorzugt mit der Ausbreitung einer faschistischen Mentalität sowie mit dem Krieg. Professor Mamlock (1961) ist die Verfilmung des gleichnamigen Theaterstücks seines Vaters Friedrich Wolf, das dieser 1933 unter dem Eindruck der ersten Judenverfolgungen geschrieben hatte.

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Die Titelfigur ist Chirurg und Chefarzt an einer großen Klinik, ein liberaler Großbürger, der anfänglich sogar noch an das "Gute in der Bewegung" glaubt. Doch der nazistische Assistenzarzt vertreibt ihn aus dem Spital, seine Tochter wird in der Schule terrorisiert, er selbst bekommt das Schild "Jude" umgehängt. Ein Umdenken beginnt, nicht zuletzt, weil der Sohn sich dem kommunistischen Widerstand anschließt.

Fragen von Schuld und Unschuld

Am Donnerstag folgt mit Sterne (1959) ein weiterer Wolf-Streifen, der bei den Filmfestspielen von Cannes ausgezeichnet worden war. Er spielt 1943 in Bulgarien: Deutsche Truppen haben das Land besetzt. Als ein Transport mit griechischen Juden, die nach Auschwitz deportiert werden sollen, eintrifft, lernt ein Unteroffizier ein jüdisches Mädchen kennen. Die beiden diskutieren die Frage der Schuld und Unschuld des Einzelnen.

Filme - wahre Begebenheiten

Freitag wird Spiel um Zeit. Das Mädchenorchester in Auschwitz (1980) des US-Regisseurs Daniel Mann vorgeführt. Vanessa Redgrave spielt die jüdische Sängerin und Pianistin Fania Fénelon, die mit ihrem Orchester KZ-Wachen unterhalten und die in die Gaskammer getriebenen Häftlinge beruhigen soll.

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Zuletzt wird Drei Tage im April (BRD/Ö 1995) von Oliver Storz gezeigt: Was tun Dorfbewohner in den letzten Tagen des Dritten Reichs mit verhungernden und verdurstenden Menschen eines stehengelassenen Deportationszuges? Alle Vorführungen sind bei freiem Eintritt zu besuchen, ein kostenloser Shuttlebus verkehrt zwischen dem Wiener Burgtheater und Mauthausen. Anmeldung erbeten. (Gerhard Dorfi, 21.8.2017)