Der Abgasskandal brachte die Dieseldiskussion in Fahrt.

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Wien – Langsam, aber sicher sickert auch im Dieselland Österreich die Erkenntnis durch, dass eine Investition in ein Dieselauto nicht unbedingt die zukunftsträchtigste Ausgabe sein könnte. Zwar werden nach wie vor mehr Selbstzünder neu zugelassen als Benziner – dennoch verliert der Diesel an Zugkraft.

Knapp 110.000 Diesel wurden in den ersten sieben Monaten des heurigen Jahres neu zugelassen – das macht einen Anteil von 51 Prozent am Gesamtmarkt. Allerdings entspricht dies im Jahresvergleich einem Rückgang von 4,6 Prozent, während es bei Benzinern ein Plus von 22,6 Prozent gab. Verunsichert seien viele, ergab eine Integral-Umfrage im Auftrag des Autofahrerclubs ÖAMTC.

Zunehmend verabschieden sich auch österreichische Autofahrer von ihrer Liebe zum Diesel.

27 Prozent sind verunsichert, vor allem weil sie den Autoherstellern nicht mehr trauen, aber auch weil sie sich Sorgen um die Umwelt machen, Fahrverbote fürchten oder einen Wertverlust ihres Fahrzeugs erwarten. Technische Probleme fürchten nur wenige, so Bernhard Wiesinger, Leiter der ÖAMTC-Interessenvertretung, bei der Präsentation der Umfrage einen Tag vor dem heimischen Dieselgipfel in Wien.

Ein Viertel würde keinen neuen Diesel kaufen

Auch auf eine Kaufentscheidung würde laut Umfrage die Dieseldiskussion Auswirkung haben. Ein Viertel der online befragten 800 Autofahrer würde sich derzeit aufgrund der Diskussion kein neues Dieselauto kaufen. Insgesamt hält fast ein Drittel der Befragten die Debatte in der aktuellen Intensität für gerechtfertigt – bei den Dieselnutzern ist nur knapp ein Viertel dieser Meinung. Ganz kalt lässt die Diskussion insgesamt nur zehn Prozent der Dieselfahrer beziehungsweise acht Prozent aller Autofahrer.

Am liebsten hätten die Autofahrer laut Umfrage ein (teureres) Hardware-Update auf Kosten der Hersteller. Auf rund 1.500 Euro beziffert ÖAMTC-Techniker Friedrich Eppel die Kosten für einen Prototypen ohne Einbau. Am stärksten abgelehnt werden – wenig überraschend – Fahrverbote in Städten, wie sie derzeit vor allem bei den deutschen Nachbarn diskutiert werden.

Hardware-Update

Der ÖAMTC erwartet jedenfalls vom Dieselgipfel am Dienstag, dass die in Deutschland von der Autoindustrie gemachten Zusagen für die Nachrüstung auch für Österreich gelten. Zur Erinnerung: Diese sehen in der Hauptsache ein Software-Update vor, das den Schadstoffausstoß von Diesel-Pkws senken soll. Allerdings sollte man auch über Hardware-Nachrüstung nachdenken, so Wiesinger.

Hardware-Nachrüstung würde zwar eine Menge Geld kosten, aber im Gegensatz zur Software-Nachrüstung funktioniere sie auch verlässlich, haben Messungen des ÖAMTC ergeben. Denn nach dem Einbau einer modernen Stickoxidfilterung, wie es sie in manchen neuen Fahrzeugen bereits gibt (SCR), verringerte sich der Stickoxidausstoß eines alten VW Passats in allen Messungen um mehr als 90 Prozent. Aber nicht nur der Einbau kostet Geld, sondern auch der laufende Betrieb erfordert dann ein regelmäßiges Nachfüllen von Harnstoff (Adblue) – je nach Fahrweise rund einen Liter pro 1.000 km, schätzt Eppel. (rebu, 21.8.2017)