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Lebenserwartung in guter Gesundheit ist ein Indikator für Resultate im Gesundheitssystem. Sie beträgt in Österreich im Schnitt 66 Jahre.

Foto: dpa/Oliver Berg

Vom "österreichischen Gesundheitswesen" ist in Medien und Öffentlichkeit häufig die Rede. Tatsächlich gibt es in Österreich zum Teil eklatante regionale Unterschiede, etwa zwischen den Bundesländern. Wissenschaftlich belegbare Hinweise dazu stellte die Gesundheitsökonomin Maria Hofmarcher kürzlich bei den Alpbacher Gesundheitsgesprächen vor.

Die Expertin identifiziert und analysiert, mit Unterstützung von Philips Österreich und der Forschungsförderungsgesellschaft, zahlreiche Indikatoren über Ausgaben, Leistungen und Resultate in Sachen Gesundheit. "Das Gesundheitssystem in Österreich funktioniert oft auf regionaler Ebene – mehr oder weniger gut oder schlecht. Wir haben seit Jahrzehnten eine zunehmende Dezentralisierung. Gleichzeitig haben wir stark fragmentierte Systeme", so Hofmarcher.

Schon bei den Gesundheitsausgaben (öffentlich und privat; Österreich gesamt derzeit rund 36 Milliarden Euro pro Jahr) pro Kopf und nach Bundesländern gibt es große Unterschiede. So betragen sie im Österreich-Durchschnitt 3.973 Euro jährlich. In Wien sind es 4.400 Euro, in Vorarlberg 4.020 Euro, in Kärnten 4.004 Euro. In Salzburg betragen die Gesundheitsausgaben pro Einwohner 4.105 Euro, in Niederösterreich 3.884 Euro, in Oberösterreich 3.738 Euro, in der Steiermark 3.834 Euro, in Tirol 3.870 Euro und im Burgenland schließlich 3.508 Euro.

Unterschiedliche Wirtschaftskraft

Das östlichste Bundesland ist das Schlusslicht bei den Absolutzahlen. Doch laut der Gesundheitsökonomin sollten die Ausgaben jeweils auch in einen gesamtwirtschaftlichen Kontext gesehen werden: "Unterschiede in der Wirtschaftskraft der Bundesländer führen dazu, dass – anteilig am Bruttoregionalprodukt – das Burgenland am meisten für Gesundheit ausgibt (12,7 Prozent), gefolgt von Kärnten (zwölf Prozent). In Tirol und Wien (9,2 Prozent) sind die anteiligen Ausgaben geringer."

International werden Resultate im Gesundheitssystem oft mit der Lebenserwartung in sehr guter oder guter Gesundheit als Indikator angegeben. Sie beträgt im österreichischen Durchschnitt 66 Jahre. Das Burgenland schneidet mit 63 Jahren unter den Bundesländern am schlechtesten ab. In Kärnten sind es 67 Jahre, in Niederösterreich und in Oberösterreich je 66 Jahre, in Salzburg 70 Jahre, in der Steiermark 65, in Tirol 71, in Vorarlberg 69 und in Wien 65 Jahre.

Auch nach den Geschlechtern gibt es Unterschiede. Hofmarcher: "Frauen in Tirol können erwarten, dass sie etwa zehn Jahre gesund länger leben als Frauen im Burgenland. In Wien, im Burgenland und in der Steiermark leben Männer länger gesund als Frauen." Jedoch sei die durchschnittliche Lebenserwartung in Österreich für Frauen um 4,8 Jahre höher.

Zusammenhänge unklar

Aus den Daten könnten jedoch noch keine kausalen Schlüsse gezogen werden. "Wir hoffen aber, in Zukunft bestimmte Muster erkennen zu können." Wahrscheinlich sei es möglich mit rund 15 Indikatoren ein aussagekräftiges Bild über Investitionen, deren Effekte und die Situation der Menschen im Gesundheitswesen zu geben – auch regional.

Ein Beispiel für einen Indikator über die Qualität der Gesundheitsversorgung insgesamt ist die "vermeidbare Sterblichkeit" (Sterblichkeit vor der Lebenserwartung). So sterben in Österreich (Durchschnitt) 68 pro 100.000 Menschen vorzeitig. Im Burgenland sind es 71 pro 100.000, in Kärnten 62, in Niederösterreich 68, in Oberösterreich 63, in Salzburg 64, in der Steiermark 69, in Tirol 51 und in Vorarlberg 61. Wien schneidet mit 82 am schlechtesten ab. Die Ursachen seien unklar. Noch nicht einberechnet habe man die Patientenströme zwischen den Bundesländern, betonte Hofmarcher, wie das zum Beispiel zwischen dem Burgenland, Niederösterreich und Wien der Fall ist.

Trotz aller Unterschiede sind die Österreicher offenbar relativ gleich zufrieden mit dem Gesundheitswesen. Im Bundesdurchschnitt sind 78 Prozent mit den Leistungen zufrieden (Burgenland: 79 Prozent; Kärnten: 80 Prozent; Niederösterreich: 79 Prozent; Oberösterreich: 75 Prozent; Salzburg: 81 Prozent; Steiermark: 78 Prozent; Tirol: 82 Prozent; Vorarlberg 79 Prozent; Wien: 76 Prozent).

Abschließend berichtete Hofmarcher auch mit Hinblick auf die Arbeit bei anderen wissenschaftlichen Untersuchungen, dass sich durch die Fragmentierung des Gesundheitswesens in Österreich offenbar kaum jemand wirklich "verantwortlich" für das Vorhandenseins eines Gesamtbildes fühle. (APA, 22.8.2017)