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Mit nur fünf Tagen Verzug sind österreichische Firmen Vizeeuropameister in Sachen Zahlungsmoral. Platz eins belegt Deutschland mit nur einem Tag. Ein deutliches Gefälle gibt es Richtung Süden: So belegen Italien, Griechenland und Spanien die letzten Ränge.

Eine repräsentative Umfrage des Gläubigerschutzverbands KSV 1870 ergab, dass knapp 80 Prozent der heimischen Firmenkunden innerhalb des vereinbarten Zeitraums ihre Rechnungen begleichen, wobei das durchschnittliche Zahlungsziel mit 24 Tagen gleich geblieben ist. Knapp 65 Prozent der Befragten gaben an, dass die Zahlungsmoral ihrer Firmenkunden 2017 im Vergleich zu 2016 unverändert gut geblieben sei, 14 Prozent meinen sogar, dass sich diese verbessert habe, so KSV-Vorstand Ricardo-José Vybiral.

Gründe für Verzögerungen

Signifikante Änderungen zeigt die aktuelle Studie bei der Einschätzung der Gründe für den Zahlungsverzug. 54 Prozent sehen die Ineffizienz der Verwaltung als Faktor, doch nur mehr ein knappes Drittel (–10 Prozent) glaubt, dass Rechnungen vorsätzlich nicht bezahlt würden. Auch ein momentaner Liquiditätsengpass wird heuer nur von 48 Prozent der Befragten und damit viel seltener als im Vorjahr vermutet (–11 Prozent).

"Größe verleiht offensichtlich Macht", so Walter Koch, Geschäftsführer der KSV 1870 Forderungsmanagement GmbH. Denn laut Umfrage stellten 39 Prozent der Gläubiger fest, dass ihre großen Kunden tendenziell länger für die Bezahlung brauchen als ihre kleinen.

Im öffentlichen Sektor erweisen sich die Gemeinden als Musterschüler: Sie zahlen am schnellsten, konkret binnen 30 Tagen, und damit um zwei Tage schneller als noch voriges Jahr. Im Vergleich der Bundesländer ist Wien Schlusslicht, Salzburg, Oberösterreich und Kärnten sind führend. Die Länder haben ihre Zahlungszeit um einen Tag auf 36 Tage gedrückt. Unverändert am langsamsten von allen Gebietskörperschaften zahlt der Bund, der 37 Tage braucht.

Mahnspesen kommen in Mode

Immer mehr Gläubiger scheinen Zahlungsverzögerungen nicht mehr als Kavaliersdelikt hinzunehmen. Koch: "Mahnspesen und Verzugszinsen kommen in Mode." Obwohl derzeit immer noch ein Drittel der Befragten solche nicht mit ihren Kunden vereinbart haben, dürfte es künftig wohl ein Umdenken geben: 44 Prozent – und damit um fünf Prozent mehr als im Vorjahr – geben an, diese nun in die Geschäftsbedingungen aufzunehmen. Dennoch sei die österreichische Zahlungsmoral vorbildlich. 78 Prozent der Firmenkunden beglichen ihre Verbindlichkeiten innerhalb des vereinbarten Zahlungsziels, resümiert Koch.

"Der Optimismus ist in allen Branchen eingekehrt", so Vybiral. Insgesamt prognostizieren 48 Prozent für die nahe Zukunft steigende Umsätze. Ganz besonders scheinen allerdings Unternehmen mit 301 bis 500 Mitarbeitern von dem Positivtrend zu profitieren: Ganze 67 Prozent erwarten ein Umsatzplus, das sind um 35 Prozent mehr als im Vorjahr. Während 2016 noch 13 Prozent von rückläufigen Umsätzen sprachen, liegt der Prozentsatz nun bei null. Eine schlechte Geschäftslage sehen derzeit nur sechs Prozent der Firmen (Vorjahr: 10 Prozent). Befriedigend nennen 31 Prozent der Firmen die Lage (Vorjahr: 37 Prozent) und gut oder sehr gut ist sie für 63 Prozent (53 Prozent).

Größere Firmen profitieren am stärksten von der wirtschaftlichen Entwicklung. Bei einem Umsatz von mehr als 50 Millionen Euro sind es 79 Prozent, bei einem Umsatz von weniger als zwei Millionen Euro sind es 60 Prozent. Vybiral: "Die Ampeln stehen auf Grün, die Stimmung ist positiv wie nie." (red, 22.8.2017)