Die Opfer des IS leiden auch nach ihrer Rückkehr unter der erlebten Gewalt und werden oftmals von ihren Familien alleingelassen.

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Genf – Die Uno legte am Dienstag einen Bericht vor, demzufolge tausende oder sogar zehntausende Personen, vor allem Frauen und Mädchen, von Angehörigen der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) sexuell missbraucht wurden. In weitere Folge wird in dem Bericht von der irakischen Regierung Unterstützung und Wiedergutmachung für die Betroffenen gefordert. Außerdem solle sichergestellt werden, dass die Täter nicht ungestraft davonkämen, so die Forderung des Uno-Menschenrechtsbüros in Genf und der Unterstützungsmission der Vereinten Nationen im Irak (UNAMI).

Seit die Kämpfer des IS 2014 weite Teile des Irak in ihre Gewalt gebracht haben, wurden tausende Menschen, vor allem Angehörige der ansässigen ethnischen und religiösen Minderheiten, Opfer sexueller Gewalt. Allein aus der Minderheit der Jesiden seien seit August 2014 mehr als 6.400 Personen verschleppt worden, mehr als die Hälfte davon Frauen.

Prekäre Rechtslage für Frauen

Im Report wird erörtert, warum Frauen und Mädchen in dem anhaltenden Konflikt besonders vielen Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt sind. Sie würden oftmals in Gefangenschaft erniedrigt, gequält, missbraucht, vergewaltigt und wie Sklavinnen behandelt. Ist es ihnen möglich zu flüchten und nach Hause zurückzukehren, werden sie häufig von ihren Familien ausgestoßen und sind völlig auf sich allein gestellt. Die Kinder, die aus solchen Situationen heraus entstehen, haben zudem keinerlei Rechte und Geburtsurkunden, und jene Urkunden, die vom IS ausgestellt wurden, werden in den meisten Teilen Iraks und Kurdistans nicht anerkannt.

Aus einem UNHCR-Report vom Dezember 2016 geht hervor, dass dies auf zirka 800 Kinder zutreffe. Für die Erstellung einer neuen Geburtsurkunde sind eine Eheurkunde und die Bestätigung zweier Zeugen vonnöten. Dieser Prozess macht es für die betroffenen Frauen nahezu unmöglich, die neuen Dokumente zu erhalten. Die UN fordert daher eine Änderung der gesetzlichen Rahmenbedingungen durch die irakische Regierung. Diese Kinder dürften nicht diskriminiert werden, heißt es weiter in dem Bericht.

Der UN-Bericht kommt wenige Tage, nachdem die irakischen Sicherheitskräfte ihre Offensive gestartet haben, um die Stadt Tal Afar, eine der letzten IS-Hochburgen, zurückzuerobern. Es sei demnach wichtig, dass der Schutz und die Reintegration der tausenden Frauen und Mädchen, die sexueller sowie psychischer und physischer Gewalt ausgesetzt waren, zukünftig in einem "Post-IS-Irak" sichergestellt sind. (APA, Reuters, red., 22.8.2017)