Berlin/Wien – Procambarus clarkii ist dunkelrot, wird bis zu zwölf Zentimeter groß und hat keine Arme, sondern Scheren, die mit Dornen besetzt sind. Neuerdings wandert der Rote Amerikanische Sumpfkrebs durch die deutsche Hauptstadt Berlin. Die Süddeutsche Zeitung berichtet, dass die Tiere mit besonderer Vorliebe im Großen Tiergarten in der Umgebung der spanischen Botschaft spazieren gehen. In den sozialen Medien häufen sich Meldungen über gesichtete Krebse. Auf Fotos und in Videos ist zu sehen, wie die Krustentiere die Scheren in die Höhe strecken oder ungelenk auf Straßen und Gehsteigen herumkrabbeln.

Die Flusskrebsart, auch Louisiana-Flusskrebs genannt, ist eigentlich im Südosten der USA und im Norden Mexikos heimisch, wird aber weltweit gezüchtet, und ihr Fleisch wird gerne gegessen. Der Sumpfkrebs ist auch als Aquarienbewohner beliebt – und wird offenbar auch manchmal ausgesetzt. Denn einmal im Aquarium, kann er bis zu fünf Jahre alt werden, also durchschnittlich fast doppelt so alt wie seine wilden Artgenossen. Auch aus Gartenteichen, wo er ebenfalls mit Vorliebe gehalten wird, dürfte er hie und da entfliehen.

Die Flusskrebsart wird bis zu zwölf Zentimeter groß.
APA/dpa/Daniel Bockwoldt

Der Rote Amerikanische Sumpfkrebs ist nicht das einzige ortsfremde Tier, das sich in Europa ausbreitet. Insgesamt gibt es, so schreibt die "Süddeutsche Zeitung", 23 Tierarten, die in Europa nicht mehr gehandelt oder gehalten werden dürfen, weil sie hiesige Arten verdrängen. Darunter etwa auch die Gelbbauch-Schmuckschildkröte. Der Sumpfkrebs verbreitet zudem eine für andere Krebsarten gefährliche Infektionskrankheit, die sogenannte Krebspest.

Fortpflanzungsfreudiger Allesfresser

Dass man die Krustentiere – die sich schon seit Jahren in Berlin ausbreiten und eine ausgeprägte Fortpflanzungsbereitschaft an den Tag legen – zuletzt besonders häufig antrifft, liegt wohl am Wetter. "Wir haben mehrere milde Winter hinter uns", sagte Wildtierexperte Derk Ehlert der "Süddeutschen". Hilfreich ist für das Tier dabei auch, dass es so ziemlich alles essen kann: von Pflanzenresten über Insektenlarven bis zu Kaulquappen.

Dieser Sumpfkrebs wurde vor wenigen Tagen im Berliner Tiergarten fotografiert.
APA/dpa/Gregor Fischer

Die Berliner Umweltbehörde setzt auf eine Eindämmung der Invasion durch natürliche Feinde. Füchse oder Waschbären zum Beispiel sind in Deutschland heimisch und fressen die Krustentiere. In den vergangenen Jahren wurden zudem Aale in den Berliner Gewässern ausgesetzt.

Über ein wichtiges Detail berichtet die "Süddeutsche Zeitung" auch noch: Sumpfkrebse einzusammeln und zu Hause zum Abendessen zuzubereiten könne laut Strafgesetzbuch zu einer Geldstrafe oder sogar Haftstrafe von bis zu zwei Jahren führen. Denn Sumpfkrebsfangen ohne Fischereischein gilt als Wilderei. (cmi, 23.8.2017)