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Luisa Ortega will Korruption in Venezuela offenlegen.

Foto: Reuters / Ueslei Marcelino

Brasilia/Caracas – Venezuelas Ex-Generalstaatsanwältin Luisa Ortega hat nach eigenen Angaben Beweise für eine Verwicklung von Präsident Nicolas Maduro in den Korruptionsskandal des brasilianischen Mischkonzerns Odebrecht. "Die internationale Gemeinschaft muss solche Fälle untersuchen", forderte die 59-Jährige am Mittwoch nach ihrer Ankunft in Brasilien. Erst vergangene Woche war sie aus Venezuela nach Kolumbien geflohen. Ortega sagte, sie sei verfolgt worden, damit keine Details über Korruption in den obersten Rängen der Politik ans Licht kommen. Eine Stellungnahme der Regierung in Caracas war nicht zu erhalten.

Ortega legte zunächst keine Beweise für ihren Vorwurf vor, Maduro und hochrangige Funktionäre der sozialistischen Partei seien in den Odebrecht-Skandal verstrickt. Das Unternehmen soll Schmiergeld in Höhe von 788 Millionen Dollar in zwölf Ländern – vor allem in Lateinamerika – gezahlt haben, um so an lukrative Aufträge heranzukommen. Das Geld soll zum Teil über US-Banken geflossen sein. Ortega hatte im März mit Maduro gebrochen und wurde zu einer scharfen Kritikerin des Staatschefs, der mit einer neuen Verfassungsversammlung das Parlament ausgehebelt hatte.

Korruptionsvorwürfe gegen Capriles

Auch der Gouverneur des Bundesstaates Miranda, Oppositionsführer Henrique Capriles, sieht sich Korruptionsvorwürfen ausgesetzt: Er habe 15 Millionen Dollar von dem brasilianischen Baukonzern erhalten, erklärte Euzenando de Azevedo, der ehemalige Venezuela-Geschäftsführer des Unternehmens gegenüber der brasilianischen Zeitung "O Globo". Capriles bestreitet die Vorwürfe, die auch in einem Bericht des "Wall Street Journal" im Jänner 2017 erwähnt werden.

Von der Anhängerin zur Gegnerin

Die neue Verfassunggebende Versammlung in Venezuela hatte Ortega Anfang August entlassen. Die abgesetzte Generalstaatsanwältin, einst eine Unterstützerin Maduros, zählt mittlerweile zu seinen wichtigsten Gegnern. Nach ihrer Absetzung begab sich Ortega mit ihrem Mann, dem Abgeordneten Germán Ferrer, nach Kolumbien.

In Venezuela tobt seit Monaten ein erbitterter Machtkampf zwischen dem linksnationalistischen Präsidenten Maduro und der Opposition. Seit Anfang April wurden bei den politischen Unruhen mindestens 125 Menschen getötet. Sowohl Kolumbien als auch Brasilien grenzten sich in der Krise von Maduros Vorgehen ab. Venezuela wurde auf unbestimmte Zeit aus dem Mercosur ausgeschlossen. (Reuters, red, 23.8.2017)