Zürich – Methan ist ein 25 Mal so starkes Treibhausgas wie Kohlendioxid. In die Atmosphäre gelangt es auf verschiedene Weisen: Reisanbau, der Verbrauch fossiler Brennstoffe und die Abgase massenhaft gehaltener wiederkäuender Tiere wie Rinder oder Schafe zählen zu den Faktoren, für die der Mensch verantwortlich ist. Aber es gibt auch natürliche Quellen.

Zu Letzteren zählen Feuchtgebiete und seichte Gewässer, wo biologische Abbauprozesse das Gas freisetzen – und diese Gebiete befinden sich in einer verhängnisvollen Rückkopplung mit der Erderwärmung: Die Erwärmung erhöht den natürlichen Methan-Ausstoß aus Feuchtgebieten, das so freigesetzte Treibhausgas wiederum heizt den Klimawandel noch zusätzlich an. Eine aktuelle Studie, die im Fachblatt "PNAS" veröffentlicht wurde, versuchte, diesen Effekt für die Zukunft zu quantifizieren.

Veränderungen der Gesamtfläche

Die Forscher um Zhen Zhang von der schweizerischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) und der Montana State University haben zum einen ermittelt, wie sich die Ausdehnung von Feuchtgebieten weltweit mit dem Klimawandel verändert. Zum anderen haben sie die Methan-Produktion dieser Gebiete in Abhängigkeit von den steigenden Durchschnittstemperaturen untersucht.

"Es braucht ein Modell, dass diese beiden Entwicklungen integriert – das ist die eigentliche Innovation unserer Studie", sagte Studienautor Niklaus Zimmermann von der WSL. Im Sachstandsbericht des Weltklimarats IPCC sei diese Entwicklung bisher nicht berücksichtigt worden.

Zwar werde die Fläche der Feuchtgebiete in den Tropen aufgrund veränderter Niederschlagsmuster leicht abnehmen, aber ihr Methan-Ausstoß wegen der steigenden Temperaturen zunehmen, so der Forscher. "Sie machen den größten Anteil der gesteigerten Methan-Emissionen aus Feuchtgebieten aus."

Im Norden wird das Schmelzen des Permafrostes neue Feuchtgebiete entstehen lassen, die zusätzlich zur Methan-Produktion beitragen. Aufgrund der immer noch relativ kühlen Temperaturen leisten sie jedoch einen kleineren Anteil als die tropischen Feuchtgebiete.

Die Prognose

Selbst wenn – was mittlerweile als unrealistisch gilt – die Klimaschutzziele des Pariser Abkommens umgesetzt werden, die auf eine Begrenzung der Erderwärmung auf unter zwei Grad Celsius gegenüber der vorindustriellen Zeit abzielen, werde der Rückkopplungseffekt der Feuchtgebiete den Klimawandel weiter anheizen, so die Forscher.

Das Trockenlegen dieser Gebiete als Gegenmaßnahme sei keine Option, betonen die Studienautoren. Denn Feuchtgebiete erfüllten wichtige Aufgaben als Pufferzonen bei Überschwemmungen, für den Erhalt der Artenvielfalt und als globale Kohlendioxidsenken. Stattdessen müssten von Menschen verursachte Treibhausgas-Emissionen noch ehrgeiziger gesenkt werden, um Rückkopplungseffekte wie den beschriebenen zu kompensieren und das Zwei-Grad-Ziel doch noch zu erreichen. (APA, red, 28. 8. 2017)