Rastatt/Berlin – Es schaut ein bisschen aus wie ein Kunstwerk. Sanft wellen sich ansonsten stabile und gerade Schienen auf dem eingesunkenen Gleisbett. Doch was auf dem Boden bei Rastatt (Baden-Württemberg) zu sehen ist, ist für die ganze Region zum Ärgernis geworden: Auf einer der wichtigsten europäischen Nord-Süd-Verbindungen, im Rheintal, sackte am 12. August ein Schienestück ab.

Dort, wo ein Tunnel gebaut wird, senkte sich auf einer Länge von sechs bis acht Metern das Gleis bis zu einem halben Meter ab und begrub auch gleich eine 18 Millionen teure Tunnelbohrmaschine unter sich. Das bedeutet: Nichts geht mehr auf der Schiene zwischen dem deutschen Karlsruhe und dem schweizerischen Basel – und das noch bis zum 7. Oktober, wie die Deutsche Bahn nun mitteilte.

Eigentlich ist die Rheintalbahn, also die Verbindung zwischen Karlsruhe und Basel, mit mehr als 250 Zügen täglich eine der am meistbefahrenen Strecken in Deutschland. Und sie sollte eigentlich ausgebaut werden. Ein rund 4300 Meter langer Tunnel mit zwei Röhren soll ab 2022 durch Rastatt führen und dort für weniger Lärm sorgen. Die Erde sackte dort ab, wo der Tunnel die alte Bahnstrecke kreuzt.

Problem für Güterverkehr

Bahnkunden werden mit Bussen umgeleitet, das bedeutet lange Verspätungen. Schwieriger ist es mit dem Güterverkehr auf der international wichtigen Strecke zwischen Rotterdam und Genua. Die Bahn hat 170 Anfragen für Güterzüge täglich und will Ausweichstrecken in Deutschland, Frankreich und der Schweiz anbieten. Doch mittlerweile stauen sich die Güterzüge, Spediteure steigen wohl auf die Straße um.

Wie es zu dem Vorfall kam, hat die Bahn bisher nicht beantwortet. Sie hat Ende Juli aber bekanntgegeben, dass sie beim Bau des Tunnels in Rastatt eine neue Methode der Vereisung nutzt, die eigentlich den sandigen Untergrund stabilisieren sollte.

Der Staatsbetrieb ist durch den Zwischenfall schwer in die Kritik geraten. "Wenn man da so eine große Baustelle hat, dann wäre es selbstverständlich, einen doppelten Boden zu planen", kritisiert etwa der Verkehrsclub Deutschland (VCD).

Linken-Verkehrspolitiker Herbert Behrens sieht auch Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) in der Verantwortung: "Diese Katastrophe für den Güterverkehr geht auf das Konto von Herrn Dobrindt. Experimentelle Verfahren erprobt man nicht an einer der wichtigsten Verkehrsachsen Europas." (bau, 23.8.2017)