Wien – Harte Bandagen im Kampf zwischen Siemens und Bombardier um den Zuschlag für neue ÖBB-Reisezüge im Wert mehrerer hundert Millionen Euro: Nach dem Stopp der Ausschreibung durch das Bundesverwaltungsgericht (BVwG) auf Siemens-Betreiben gehen die Bedenken des Konzerns noch weiter – und er droht, aus dem Verfahren ganz auszusteigen, wie der "Kurier" (Donnerstag-Ausgabe) berichtet.

Für die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) könnte ein Ausstieg von Siemens freilich höhere Preise durch Bombardier als Alleinbieter bedeuten, so der Bericht. Siemens soll in einem Schreiben an die Bahn festgehalten haben, "dass wir es derzeit nicht als sinnvoll erachten, bei vorliegenden Rahmenbedingungen ein Angebot zu legen".

Wegen Qualitätsbedenken hatte Siemens gegen die Auftragsvergabe Einspruch erhoben, das BVwG gab dem statt, wie seit Dienstag bekannt ist. Bestimmte Details der Ausschreibung würden den Konkurrenten Bombardier und dessen Produktion in China bevorzugen. In dem seit Dezember 2014 laufenden Ausschreibungsprozess seien kurz vor der Vergabe die Qualitätskriterien gesenkt worden, monierte Siemens laut "Kurier", sodass Bombardier leichter habe mithalten können – ein Zuschlag an Bombardier wäre so gut wie sicher gewesen, heißt es. Allerdings entschied der BVwG jetzt nicht in der Sache selbst. In welcher Form die Ausschreibung fortgesetzt oder neu gestartet werde, ist daher noch offen.

Siemens hat angeblich geltend gemacht, dass die Kriterien für die Festigkeit der Wagenkasten so sehr gesenkt wurden, dass chinesische Bombardier-Werke zum Zuge kommen könnten. Auch bei anderen Komponenten seien die Kriterien stark verwässert worden.

Dass beide Anbieter im Fall einer Ausschreibungsniederlage immer wieder drohen, ein Werk in Wien zu schließen, hält Ronald Chodasz, Geschäftsführer des Verbandes der Bahnindustrie, eher für Säbelrasseln: "Ich rechne nicht damit, dass in nächster Zeit etwas geschlossen wird." (APA, 24.8.2017)