Bekannterweise geht Kultur durch den Magen. Folglich geht eine Unkultur daran vorbei – und zwar die Verschwendung noch genießbarer Lebensmittel. Österreich liegt an der Weltspitze beim täglichen Verbrauch von Kalorien. Laut Uno stehen hierzulande jedem Einwohner über 3700 Kilokalorien zur Verfügung. Ein durchschnittlicher Erwachsener benötigt keine 2500 Kilokalorien am Tag. Europaweit liegt Österreich jedoch beim Übergewicht deutlich unter dem Schnitt. Das ganze Essen muss also irgendwohin. Allzu oft ist es der Mistkübel.

Umweltorganisationen machen auch übervorsichtige Mindesthaltbarkeitsangaben auf Lebensmitteln für die Verschwendung verantwortlich. Sie fordern daher einheitliche Regeln für die Bestimmung der Haltbarkeit. Damit könnten sie sich ins eigene Fleisch schneiden. Der Gesetzgeber ist meist übervorsichtig. Sollte die Bürokratie zur Vereinheitlichung der Mindesthaltbarkeit schreiten, werden die Fristen vermutlich noch weiter verkürzt, um auf Nummer sicher zu gehen. Anreize zu technologischen Verbesserungen, die zu längerer Haltbarkeit führen, werden den Herstellern damit auch genommen.

Stattdessen sollte in der öffentlichen Debatte das "Mindest" in Mindesthaltbarkeit viel stärker betont werden. Anders als beim Verbrauchsdatum, zum Beispiel auf Fleisch, sind diese Lebensmittel oft länger genießbar. Nur verunsicherte Konsumenten werfen weg, wofür sie bezahlt haben. (Leopold Stefan, 24.8.2017)