Wien und Umgebung – So viele gibt es davon gar nicht mehr. BMW hat einen etwa für den M760Li, oder für Ghost und Wraith von Rolls-Royce. Ferrari, klar, die haben auch einen. Zwölfzylinder. Natürlich ist da noch der VW-Konzern mit den V12-Motoren in den Lamborghinis und die W12er in den Bentleys und Audis. Den von Toyota lassen wir unter den Tisch fallen, weil dieser der japanischen Kaiserfamilie vorbehalten ist.

Nicht zu überhaps

Mercedes-Benz hat selbstredend auch einen und treibt damit auch Fremdfahrzeuge wie etwa den Huayra von Pagani oder den Tramontana an – aber keinen Aston Martin, wie da jetzt manch ein Kenner möglicherweise überhaps bemerken wollte.

Foto: Guido Gluschitsch

Im DB11 steckt ein von Aston Martin selbst entwickelter V12-Motor. Nur der V8 im – hüstel – kleinen DB11 ist von Mercedes-Benz. Nein, der aktuelle V12 ist auch kein Fordmotor. Aston Martin pur. Und der 5,2 Liter große V12 vereint die Laufruhe eines solchen Aggregates mit dem brachialen Klang eines Sportwagens wie kein anderer. Zumindest in den Fahrmodi, in welchen die Auspuffklappen offen sind und das Fahrwerk angespannt ist.

Sonst übt sich der noble Brite gern in der Kunst, dezent zu sein. Was ihm von vorne bis hinten nicht gelingen will.

Das Schnellste vom Besten

Mit dem ganz dunklen Blau, das er trägt und das fast schon schwarz aussieht, macht er zwar einen guten Anfang, aber dieses lange und geduckte Auto, mit der gestreckten Motorhaube und dem kurzen Heck, zieht auch in gedeckten Farben die Blicke auf sich.

Foto: Guido Gluschitsch

Im Inneren geht es in der gleichen Tonart weiter. Feines Leder in dunklen Farben, glänzendes Metall und Glas beeindrucken.

Nicht einmal bei den elektronischen Spielereien leistet er sich einen Schnitzer. Ganz im Gegenteil. Das moderne Digitalzeugs ist so perfekt in den Wagen integriert, dass es auch einen altfadrischen Autonarren, dem es ums Fahren geht, nicht nervt, aber den Computerfreak, der von der internetten Außenwelt nicht ablassen mag, richtig gut bedient. Nur Touchscreen gibt es keinen. Der Fingertapper wegen vermutlich.

Foto: Guido Gluschitsch

Die Bedieneinheit für die Infotainmentwelt kennen wir übrigens schon. Sie stammt, wie der Lenkstockhebel, von Mercedes-Benz. Das ist zwar kein Grund zur Freude, andererseits kann man sich so darauf verlassen, dass auch in einem Wagen, der eigentlich zum Fahren gebaut wurde, da keine Abstriche bei der heiklen Digitalwelt gemacht wurden.

Eben. Materialmix und Verarbeitung, ja ja, gut und schön, um 300.000 Euro wollen wir schon was sehen. Wirklich beeindruckend ist aber, wie sich dieses Auto bewegen lässt.

Foto: Guido Gluschitsch

Himmel, wenn man nur die Nerven und das Gelände hätte, ein derartig teures und potentes Fahrzeug ein paar Minuten im Grenzbereich zu bewegen ...

Kriminell schnell

In nur 3,9 Sekunden schafft er den Spurt von null auf 100 km/h, beschleunigt bis 322 km/h. Heißt im echten Leben: Der Spaß am Beschleunigungsstreifen ist endenwollend, wenn einem die StVO mehr bedeutet als ein freundlicher Vorschlag für ein entspanntes Miteinander. Ein Abstecher nach Deutschland ist anzuraten.

Foto: Guido Gluschitsch

Außer natürlich, man ist gefestigt und kennt gar nichts anderes als samtpfotige Zwölfender. Dann genießt man den sportlichen Luxus, das raue Knurren, das bei geschlossenen Klappen unter Teillast wirklich etwas von Understatement hat. Das andere Understatement halt, das aus der Welt der körperbetont angemessenen Sportanzüge, bei denen sich nicht einmal das Brusttaschl quaht, weil man statt mit einer Geldbörse die paar Fünfhunderter in einer silbernen Spange zusammenhält.

Gut, mir persönlich wäre was Feuerfestes zu den Sparcos lieber. (Guido Gluschitsch, 28.8.2017)

Foto: Guido Gluschitsch

Anmerkung: In der Urspungsversion stand im ersten Absatz "japanische Königsfamilie", was natürlich ein Holler ist, den ich ausgebessert habe. (glu)