Russland und Serbien kritisieren die Nato-Annäherung Mazedoniens – bisher konnten ihre Geheimdienste in Mazedonien Einfluss nehmen. Unter dem neuen Premier Zoran Zaev ist das nicht mehr so leicht möglich.

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Skopje/Belgrad – Das serbische diplomatische Personal ist wieder nach Mazedonien zurückgekehrt. Das Außenamt hatte seine Leute vor einer Woche überraschend aus dem Nachbarstaat abgezogen. Serbischen Quellen zufolge hatte Mazedonien den Diplomaten zuvor vorgeworfen, gemeinsam mit russischen Geheimdienstlern die neue Regierung in Mazedonien destabilisieren zu wollen.

Die mazedonische Regierung habe diesen Vorwurf gemacht, um den eigenen Leuten die Notwendigkeit eines schnellen Nato-Beitritts besser zu veranschaulichen, heißt es in Belgrad.

Die Mazedonier gaben wiederum an, gar nicht zu wissen, worum es eigentlich gehe. Tatsächlich gibt es – seit im Mai die neue, von Sozialdemokraten geführte Regierung in Skopje an die Macht gekommen ist – Spannungen zwischen den Nachbarn. Denn die mazedonische Regierung will im Gegensatz zur nationalkonservativen Vorgängerregierung das Land schnell in die Nato integrieren.

Gegen Machtwechsel

Serbien und Russland waren gegen den Machtwechsel in Skopje. Russland stört die geplante Nato-Erweiterung auf dem Balkan. Deshalb setzt es nun offenbar auch auf die "serbische Karte", um diese zu verhindern.

Bisher konnten die serbischen Geheimdienste, die nie reformiert wurden, in Mazedonien Einfluss nehmen. Auch Russland war aktiv. Doch das ist unter dem neuen Premier Zoran Zaev nicht mehr so leicht möglich. Klar ist zudem: Wenn Mazedonien und der Kosovo Teil des Militärbündnisses werden, bleiben Serbien und Bosnien-Herzegowina als einzige Nicht-Nato-Staaten auf dem Balkan übrig.

Drohungen

Deswegen wird die Unruhe bei der prorussischen Fraktion stärker spürbar. Und die gibt es auch in Belgrad. Außenminister Ivica Dačić drohte Mazedonien sogar, es nicht mehr unter diesem Namen anzuerkennen – so wie Griechenland es tut.

In Bosnien-Herzegowina fiel in den letzten Wochen auf, dass sich die größte serbische Partei SNSD gegen einen Nato-Beitritt wandte, obwohl dieser gar nicht zur Debatte steht. Auch in Montenegro waren die serbischen Parteien dagegen. Sie hatten aber anders als in Bosnien-Herzegowina keine Möglichkeit, die Nato-Erweiterung zu blockieren. Auffällig ist, dass gerade jetzt eine weitere regionale Initiative lanciert wurde.

Der Präsident des bosnischen Landesteils Republika Srpska, Milorad Dodik, und der serbische Präsident Aleksandar Vučić wollen eine Deklaration für das "Überleben" der "serbischen kulturellen Identität" in den Ländern Ex-Jugoslawiens verabschieden. Und sie tun dabei so, als würde diese von irgendwem gefährdet werden.

Kampf gegen den Westen

Dodik sprach vom Kampf gegen den "großen Westen" und dass die Nachbarn die Rolle der "Vasallen" akzeptiert hätten. Auch Nova, eine serbische Partei in Montenegro, hat sich der Initiative angeschlossen. Jovan Vučurović von Nova will sogar "auf kulturellen und anderen Wegen die Serben auf allen serbischen Territorien vereinigen". Die Deklaration soll bis Ende November fertig sein. (Adelheid Wölfl, 28.8.2017)