Sport ist gut für das Herz – vorausgesetzt man macht ihn regelmäßig und lange genug, wie Innsbrucker Forscher herausgefunden haben.

Foto: APA/AFP/JOE KLAMAR

Barcelona/Innsbruck – Nur intensiver regelmäßiger Sport trägt zur Verhütung von akuten Herz-Kreislauf-Problemen bei. Trainingseinheiten von mindestens drei Mal pro Woche können positive Effekte auf die Herzkranz-Gefäße haben, die auch in der Computertomografie messbar sind. Davon berichteten Innsbrucker Wissenschafter beim Europäischen Kardiologenkongress (ESC) in Barcelona.

"Erst ab einem Ausdauersport von drei bis fünf Mal pro Woche und einer Trainingsdauer von mindestens einer Stunde konnten direkte positive Effekte auf die Herzkranz-Gefäße gemessen werden, im Sinne des Gesamtausmaßes der Atherosklerose-Last sowie einer geringen Anzahl an Hochrisiko-Gefäßablagerungen. Das Training muss regelmäßig sein, um Effekte zu erzielen, wobei mit steigendem Trainingslevel eine Abnahme der Atheroskleroselast beobachtet wurde", sagte Gudrun Feuchtner von der Innsbrucker Uniklinik für Radiologie beim Kongress.

Für die Untersuchung wurde die moderne High-Tech-Techologie der sogenannten 128-Dual Source Computertomografie (DSCT) zur Vermessung der "Gefäßverkalkung" verwendet. "Auch wenn es viele epidemiologische Studien über einen positiven Effekt von Bewegungauf das Herzinfarktrisiko gibt, existieren noch wenige Studien, die mit der CT die genaueste quantitative Vermessung der Atheroskleroselast bieten, und insbesondere die Identifikation von 'Hochrisikoplaques'", erläuterte Feuchtner.

Wie viel Sport ist gesund?

Man kenne aus epidemiologischen Studien eine "U"-ähnliche Korrelation: Gesteigerte Häufigkeit von Infarkten bei wenig körperlicher Betätigung, Abnahme bei regelmäßigem moderaten Training und eine Zunahme bei Wettkampfathleten mit erneut vermehrter Atherosklerose. "Für uns stellte sich die Frage: Wie viel Sport ist gesund? Ab wann ist Training zu viel und ungesund? Wieviel muss jemand trainieren um überhaupt einen direkten protektiven Effekt zur Herzinfarktprävention zu erzielen?", so Feuchtner.

Die Forschergruppe hatte an 290 Patienten mit – gemäß den Ergebnissen von Vortests – niedriger bis mittlerer Wahrscheinlichkeit einer Koronaren-Herzerkrankung (KHK) eine Herz-CT-Untersuchung durchgeführt. Gleichzeitig wurden der individuelle Trainingslevel, die Trainings-Intensität und die Anzahl der Trainingsjahre sowie die Art der sportlichen Betätigung rückblickend bestimmt und die Studienteilnehmer in drei Gruppen eingeteilt.

Die Trainingslevel wurde als gering (20 bis 40 Minuten), moderat (eine Stunde) oder hoch (ein bis drei Stunden) eingestuft, die Intensität als gering (bis zu drei Mal pro Woche), moderat (drei bis fünf Mal) oder hoch (fünf Mal und mehr). Diese Gruppen wurden mit einer Kontrollgruppe von Nicht-Sportler verglichen. Der Schweregrad der KHK wurde über die Messung des Verengungsgrades der Herzkranzgefäße ("Stenosen") gemessen sowie über die Atherosklerose-Gesamtlast, die Typisierung der Gefäßablagerungen ("Plaque") in nicht-verkalkt bzw. verkalkt sowie über neue Diagnosekriterien wie "Hochrisikoplaques" (z. B. lipidreiche Plaques), die auf ein höheres Herzinfarktrisiko hinweisen.

Signifikante Unterschiede

Fazit: Die Anzahl an Hochrisikoplaques war deutlich geringer bei Sportlern mit mittlerem bis hohem Ausdauersporttrainings-Level. Mit steigendem Level sank die Atherosklerose-Gesamtlast linear. Kein Unterschied war beim Herzkrankgefäß-Stenosegrad-Score erkennbar, beobachtet wurde jedoch bei steigendem Trainingslevel ein Trend zu einem geringerem Stenosegrad. Die Häufigkeit der KHK war in der "moderate-to-high" Gruppe signifikant geringer (63 Prozent versus 72 Prozent) als in der Gruppe der Nicht-Sportler. (APA, 30.8.2017)