Will keinen importierten Judenhass dulden: Bundeskanzler Christian Kern bei einem Treffen mit jüdischen Wählern am Wiener Donaukanal

Foto: SPÖ/Johannes Zinner

Wien – Noch vor einigen Jahren waren die Wiener Juden in der überwiegenden Mehrheit treue Wähler der SPÖ, der ÖVP schlug wegen Kurt Waldheim und Schwarz-Blau Misstrauen entgegen. In diesem Wahlkampf ist das anders. Prominente Vertreter der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) unterstützen Sebastian Kurz, Kultusrat Martin Engelberg, kandidiert sogar auf der ÖVP-Liste.

Aber die SPÖ findet immer noch viel Sympathie bei jüdischen Wählern, allen voran Kanzler Christian Kern, der auch aufgrund der Start-up-Aktivitäten seiner Ehefrau Eveline Steinberger-Kern eine besondere Affinität zu Israel hat. Am Donnerstagabend lud einer seiner jüdischen Vertrauten, der frühere IKG-Präsident und Immobilienunternehmer Ariel Muzicant, jüdische Wählerinnen und Wähler zu einem Treffen mit dem Kanzler, passend ins Tel Aviv Beach am Donaukanal. Muzicant sitzt im Personenkomitee für Kern.

Muzicant: "Er ist ein Mensch"

"Er ist ein Mensch", charakterisierte Muzicant den Kanzler, den er schon als ÖBB-Chef kennengelernt hatte, und meinte damit die jiddische Bezeichnung für eine anständige, empathische Person. Kern sprach von seiner "Überzeugung, dass die jüdischen Wurzeln unserer Gesellschaft ein Teil unserer Kultur sind", und fügte hinzu: "Jede Art des Antisemitismus ist daher ein Angriff auf mich."

Die SPÖ habe sich immer gegen Rassismus, Antisemitismus und Faschismus gewehrt und werde auch keinen importierten Judenhass tolerieren, sagte Kern mit Blick auf jüdische Sorgen über antisemitische Einstellungen unter muslimischen Zuwanderern und Flüchtlingen.

An dem lauen Abend am Donaukanal fand sich Kern, der wegen Verkehrsstaus eine gute Stunde Verspätung hatte, unter Freunden wieder. Aber selbst da funkt ihm der VP-Chef ein wenig dazwischen. Muzicants Sohn Georg, selbst Kultusrat, ist Mitglied im Personenkomitee für Kurz. (Eric Frey, 1.9.2017)