Eine erste Visualisierung des Entwurfs: Das Buchgestell soll in einem Kubus, der in den Boden eingelassen ist, ausgestellt werden.

Foto: Stadt Salzburg

Salzburg – Ein Buchskelett aus Metall in einem weißen Raum, der unter die Erde des Salzburger Residenzplatzes versenkt wird, durch eine Glasplatte können Passanten in den beleuchteten unterirdischen Raum blicken: Das Mahnmal für die einzige große NS-Bücherverbrennung auf österreichischem Boden am 30. April 1938 hat nun Gestalt angenommen. 200 Bücher linker, jüdischer und christlich-sozialer Autoren wurden damals vor dem Residenzbrunnen verbrannt, 80 Jahre danach soll das Mahnmal enthüllt werden.

Aus 107 Einreichungen hat eine Jury den Entwurf der Künstler Fatemeh Naderi aus dem Iran und Florian Ziller aus Hallein ausgewählt. Die Jury habe das einfache, eindringliche und zur Reflexion aufrufende Symbol überzeugt. "Der Inhalt des Buchs, von dem nur ein Skelett übriggeblieben ist, ist vernichtet, gleichsam 'ausgebrannt worden'", heißt es in der Begründung. Der Kunstbeirat habe sich noch nie zuvor so eingehend und zeitaufwendig mit einem Projekt beschäftigt, sagt der Vorsitzende Werner Thuswaldner.

Baubeginn im Oktober, Enthüllung im April

"Das Mahnmal soll ernüchternd und ikonisch an den barbarischen Akt der Bücherverbrennung erinnern. Schwarz auf Weiß illustriert im Raum liegt die schwarze Buchskulpur auf weißem Hintergrund – wie Bild und Text auf Papier. Der übriggebliebene Buchrahmen symbolisiert die Erinnerung daran", so die Konzeption von Naderi und Ziller.

Rund 74.000 Euro wird die Buchskulptur kosten. Den unterirdischen Kubus, in dem das Buchskelett untergebracht werden soll, wird die Bauabteilung der Stadt errichten. Sollte der Stadtsenat dem Vorschlag zustimmen, werde im Oktober mit den Bauarbeiten begonnen. Die Arbeiten der sechs Künstler, die in die engere Auswahl gekommen sind, sollen bei der feierlichen Enthüllung des Mahnmals am 30. April 2018 ausgestellt werden.

Am Platzrand statt am historischen Ort

Das Mahnmal soll wie geplant am Platzrand beim Heimatwerk und nicht am historischen Ort des Geschehens Nahe der Platzmitte situiert werden. Der Salzburger KZ-Verband und die Bürgerliste haben sich mehrmals für ein Mahnmal am historischen Ort ausgesprochen. Das Kulturamt der Stadt hat den Standort mit der Nutzung des Residenzplatzes als Veranstaltungsort für den Rupertikirtag und den Christkindlmarkt begründet. "Damit passiert das, was den Opfern des Nazi-Terrors und ihren Nachfahren tausendfach widerfahren ist: Sie werden an den Rand gedrängt", kritisiert der KZ-Verband.

Im Vorfeld der Ausschreibung sorgte auch die technische Machbarkeit des Mahnmals für Diskussion. Wie der STANDARD berichtete, äußerte ein Bautechniker Bedenken. In dem unter der Erde versenkten Kubus könne sich Kondenswasser bilden, was die Sichtbarkeit durch die geplante Glasscheibe beeinträchtigen könne. Die Leiterin der Kulturabteilung, Ingrid Tröger-Gordon, versichert: "Alle technischen Fragen wurden gestellt und konnten zur Zufriedenheit aller beantwortet werden." Die Projekte seien alle von der Bauabteilung geprüft worden, Sachverständige seien auch beim Hearing der Künstler dabei gewesen. (Stefanie Ruep, 1.9.2017)