Burgen- und Wechselland – Das war ja klar. Erst richtet Madame ein Fest auf der Almhütte aus, und dann steht sie vorm Kofferraum, der eben voll angefüllt mit Fressereien und Getränken ist, stemmt die Hände in die Hüften und fragt eher rhetorisch: "Das ist jetzt aber nicht dein Ernst, hm?"

Wenn ein Wanderer auf Englisch nach dem Weg zur nächsten Hütte fragt, dann muss das nicht daran liegen, dass der Wanderer Brite ist.
Foto: Guido Gluschitsch

Natürlich ist er das. Irgendwie muss das Klumpert ja rechtzeitig auf die Hütte, also habe ich den Bentley am Wochenende vor dem Fest vollgeladen. Der hat einen so riesigen Kofferraum, dass sich nicht nur die haltbare Völlerei für ein ausgelassen Fest, sondern auch die Tisch-, Bett- und Arbeitswäsch mitnehmen lässt. Außerdem hat der Test-Bentayga das Offroad-Paket und wird eher irgendwo die Höhenkontrolle auslösen als auf dem Weg auf die Hütte aufsitzen. Die etwas mehr als 600 PS werden ja wohl reichen, den zweieinhalb Tonnen schweren Koloss auf den Berg zu hieven.

Foto: Guido Gluschitsch

"Nicht du!", sagt sie, nimmt die Rechte von der Hüfte zeigt in den Kofferraum, auf die Katz und erklärt: "Fridolin sitzt zwischen den Weinkartons und beginnt sich häuslich einzurichten."

Also Katze raus, Deckel zu, Letzterer elektrisch, versteht sich, und schnurrschnurr, den sechs Liter großen W12 angeworfen.

Foto: Guido Gluschitsch

Wenn man so den Bentayga von der Pannonischen Tiefebene in Richtung Wechselland steuert, vergisst man leicht, dass man nur einen leidigen Transportjob macht. Eingebettet in eine Welt aus feinstem rotem Leder, metallenen Schiebern zum Bedienen der Lüftung und edelstem Holz wirkt man mit einer Lederhose viel deplatzierter als ein Punk im Musikantenstadl.

Foto: Guido Gluschitsch

In 4,1 Sekunden sprintet der britische Riese von 0 auf 100 km/h. Und selbst wenn er den kompletten Kofferraum vollgeräumt hat, scheint er nicht länger dafür zu brauchen. Da ist man dann richtig froh, dass im Kofferraum eine Halterung montiert ist, die verhindert, dass alles wild im Kofferraum herumfliegt – und dass trotzdem kein Lärm von klirrenden Gläsern oder mauzenden Katzen nach vorne dringt.

Foto: Guido Gluschitsch

Nein, nicht, dass Sie fürchten, es wäre ungefähr doch noch ein Mutz in den Kofferraum geschlupft. Lediglich eine Spielzeugmaus fiel auf der Alm aus dem Getränkelager. So eine, die bei jeder Bewegung fürchterlich piepst. Aber vorne war nichts zu hören. Nein, nicht weil der Fernseher so laut aufgedreht war – der geht nämlich nur am Stand -, aber erst Radio Burgenland und dann Niederösterreich dröhnten über die Naim-Anlage ... Nein, Scherz!

Foto: Guido Gluschitsch

Jedenfalls: Die Bergetappe war ein Kinderspiel für den Bentayga. Mit dem Luftfahrwerk in die Höh gefahren, den Offroad-Schalter auf Schotter gestellt – und wenn nicht der Bauer in seinem Suzuki Jimny beim Vorbeifahren verwundert den Kopf geschüttelt hätte, wäre aber so gar nichts Außergewöhnliches passiert.

Foto: Guido Gluschitsch

Auch wenn er alles kann, was ein besserer SUV schafft, ist er doch auf der Straße daheim, mit seinem herrlichen Zwölfzylinder, der 900 Newtonmeter Drehmoment abdrückt und sich mit dem Briten geradezu spielt. Dazu passt auch das herrliche Fahrwerk, das sogar Wankbewegungen in Kurven ausgleicht.

Foto: Guido Gluschitsch

Kein Wunder also, dass die Katze unbedingt mitwollte und jetzt schon zwei Tage lang in den alten Recarositzen in der Garage liegt, und schmollt. (Guido Gluschitsch, 4.9.2017)

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