Dafür, dass die ÖVP und insbesondere ihr neuer Chef Sebastian Kurz mehrfach versichert haben, einen fairen Wahlkampf führen und die Gegner nicht anpatzen zu wollen, fliegen die Hackeln ganz schön tief. Seine offenbar unwahre Behauptung, dass der Industrielle Hans Peter Haselsteiner über Umwege 100.000 Euro an die SPÖ gespendet habe, hat Kurz bis heute nicht widerrufen. Jetzt setzen sich die Gerichte damit auseinander.

Auch die Angriffe auf ORF-Moderator Tarek Leitner, der die Sommergespräche mit den Spitzenkandidaten führt, zeugen nicht von Fairness. Der von der ÖVP breitgewalzte Vorwurf, dass Leitner gemeinsam mit Kanzler Christian Kern im Herbst 2016 in Marokko urlaubte, scheint nicht zu stimmen. Zurückgenommen wird er nicht. Was bleibt, ist der längst bekannte Umstand, dass die Familien von Kern und Leitner im Jahr 2015, also vor Kerns Kanzlerschaft, gemeinsam mit anderen Familien in Ibiza waren.

Unmittelbar vor dem Sommergespräch mit Kern versucht die ÖVP, den ORF-Journalisten zu verunsichern und einzuschüchtern. Auslöser dafür ist offensichtlich der Ärger darüber, dass sich Leitner bemüht hat, sein Gespräch mit Kurz nicht zu einer Belangsendung verkommen zu lassen, und durch Nachfragen versucht hat, dem ÖVP-Chef abseits der bekannten Sprüche Neues zu entlocken – was ohnedies nicht gelang. Diese Untergriffe der ÖVP sind ganz, ganz alter und schlechter Stil. (Michael Völker, 3.9.2017)