Elvyra Geyer, Maria Oberfrank und Zigi Müller-Matyas von der Agentur Creative Headz richten seit neun Jahren die Fashion Week aus.

Foto: MQVFW

STANDARD: Die MQ Vienna Fashion Week gibt es seit neun Jahren. Ich habe den Eindruck, dass sie sich in den vergangenen Jahren kaum weiterentwickelt hat. Teilen Sie diese Meinung?

Elvyra Geyer: Als wir mit der Fashion Week begonnen haben, war das Zelt wesentlich kleiner. Mittlerweile haben wir die maximale Größe für den Platz vor dem Museumsquartier erreicht. Das Zelt ist oft bis auf den letzten Platz gefüllt. Wir versuchen jedes Jahr neue Labels zu zeigen, bieten die gesamte Palette von T-Shirt- bis zu Haute Couture-Designern.

Zigi Müller-Matyas: In den vergangenen neun Jahren hat sich in der Modebranche vieles getan, auch in Österreich. Viele Designer haben sich selbstständig gemacht, neue Shops sind entstanden. Auch die Akzeptanz österreichischen Designs ist größer geworden. Ich sehe das als Fortschritt, nicht als Stagnation.

STANDARD: Meine Frage zielte auf die Entwicklung der MQVFW.

Müller-Matyas: Wir haben die eben genannte Entwicklung mit Sicherheit vorangetrieben. Es ist schwierig, aus Wien eine Modestadt zu machen, aber wir versuchen, Designer und kleine Labels sichtbarer zu machen.

Kampagnenfoto für die MQVFW
Mantel: Kayiko
Overall: Milk
Foto: studiomato

STANDARD: Was hat in der Vergangenheit gut, was nicht so gut funktioniert?

Maria Oberfrank: Die Modeschauen haben wie eine Bombe eingeschlagen. Das Publikum will die Designer kennenlernen, Kundenbindung wird aufgebaut. Wir zeigen, dass es auch hierzulande interessante Designer gibt, deren Produkte man kaufen kann. Unser Shoppingareal mit den kleinen Pop-up-Stores wurde von Anfang an gut aufgenommen. Viele Kollektionen sind dort nach der Modeschau sofort erhältlich.

STANDARD: Sie hatten immer den Anspruch, Profi-Einkäufer nach Wien zu locken. Warum hat das nicht funktioniert?

Geyer: Der gesamte Markt hat sich durchs Onlineshopping verändert. Wir arbeiten gerade an mehreren Konzepten, wie wir dem Rechnung tragen und die Designer online direkt an Kunden verkaufen können. Einkäufer sind an großen Stückzahlen interessiert, die Designer, die wir vertreten, verkaufen oft nur Einzelstücke. Es werden keine mörderischen Umsätze gemacht, aber es wird genetworkt.

STANDARD: Der Einkauf ist international gesehen ein wesentlicher Teil von Modewochen ...

Geyer: ... auch bei uns, wir bieten das in einem kleinen Showroom an. Das funktioniert, aber wir sind keine Modemesse.

Müller-Matyas: Kunden aus dem Ausland, aus dem arabischen Raum etwa, ordern sehr wohl. Österreichische Boutiquen tun sich damit schwerer, aber das ist auch verständlich, wenn der Shop des Designers um die Ecke ist. Viele haben Angst, auf der Ware sitzenzubleiben.

STANDARD: Müsste nicht genau das Ihr Anspruch sein, nämlich österreichischen Shops österreichisches Design schmackhaft zu machen?

Oberfrank: Das versuchen wir seit neun Jahren. In unserem Shoppingbereich treffen Boutiquenbesitzer auf die Designer, das funktioniert gut. Viele Designer haben mittlerweile aber ihre eigenen Shops eröffnet.

Kampagnenfoto für die MQVFW
Tasche als Top: Kayiko
Rock: Ferrari Zöchling
Foto: studiomato

STANDARD: Was bringt es einem Label, auf der Fashion Week seine Kollektion zu zeigen?

Müller-Matyas: Kundenakquise! Der Designer geht direkt auf die Kunden zu und umgekehrt. Das ist auch ein internationaler Trend, immer mehr Designer versuchen direkt ihre Kunden zu erreichen, die Zwischenhändler auszuschalten.

STANDARD: Große Namen fehlen bei der MQVFW. Selbst der Designer bei der Eröffnung ist oft kaum bekannt. Warum?

Geyer: Man kann jeden bekommen, wenn man genug Geld zahlt. Das haben wir nicht. Für uns ist das Gesamtkonzept wichtiger. Heuer kommt Malan Breton, ein amerikanischer Designer mit taiwanesischen Wurzeln.

STANDARD: Wie finanziert sich die Vienna Fashion Week?

Geyer: Einen kleinen Teil des Budgets tragen die Designer, ein kleiner Teil wird uns vom Bundeskanzleramt und von Departure zur Verfügung gestellt, einen großen Teil tragen die Sponsoren, und ein mittelgroßer Teil kommt durch Eintrittsgelder herein. Manchmal geht sich die Finanzierung aus, manchmal nicht.

STANDARD: Aber wenn die Fashion Week für Sie nicht finanziell interessant wäre, gäbe es sie nicht mehr. Korrekt?

Geyer: Für uns ist die Umwegrentabilität entscheidend. Durch die Fashion Week kommen wir mit unserer Agentur an Projekte, an die wir normalerweise nicht kommen. Die Fashion Week ist unser Referenzprodukt. (Stephan Hilpold, RONDO, 11.9.2017)

Kampagnenfoto für die MQVFW
Mantel: Linier
Hose: Shakkei
Foto: STUDIOMATO