Das derzeitige interimistische Leitungstrio des Krankenanstaltenverbunds solle so lange den KAV leiten, bis die neuen Rahmenbedingungen ausgearbeitet sind, sagte Stadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) am Dienstag.

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Wien – Wenn Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) die Inbetriebnahme neuer Geräte in Wiener Krankenhäusern verkündet, verläuft ein solcher Termin derzeit nicht ohne Fragen bezüglich der Zukunft des Wiener Krankenanstaltenverbunds (KAV) an sich, der bis 1. Jänner 2019 zu einer Anstalt öffentlichen Rechts umgewandelt werden soll. So war es auch am Dienstag beim Bürgermeistergespräch im Rathaus, bei dem es eigentlich um zwei neue Linearbeschleuniger zur Krebstherapie ging, deren Probebetrieb derzeit im Krankenhaus Hietzing anläuft.

Kürzere Wartezeiten

Zunächst zu den Neuerungen in der Krebstherapie: Am 23. November sollen die Geräte in Wien-Hietzing in den Regelbetrieb gehen. Sie sollen eine "deutliche Verkürzung der Wartezeiten" bringen, wie Michael Binder, medizinischer Leiter der Generaldirektion des KAV, versicherte. Der Rechnungshof hatte bemängelt, dass es mit nur elf Geräten in Wien zu lange Wartezeiten bei der Strahlentherapie für Krebspatienten gebe. Weitere Aufstockungen mit neuen Geräten im Donauspital, bei gleichzeitiger Stilllegung zweier älterer Geräte, ergeben ab 2019 insgesamt 15 Strahlentherapiegeräte in der Bundeshauptstadt.

Vier Millionen Euro pro Gerät

Ein Gerät koste rund zwei Millionen Euro, die Planungs- und Steuerungssoftware komme auf weitere zwei Millionen Euro. Zusätzlich wurde neues Personal eingestellt, sagte Binder. Derzeit werden am Tag in Wien 527 Linearbeschleunigertherapien sowie 60 andere Bestrahlungen durchgeführt. Mit den neuen Geräten in Hietzing werde die Kapazität in ganz Wien um 20 Prozent gesteigert. Mit Inbetriebnahme der Geräte am Donauspital 2019 um 50 Prozent, sagte Frauenberger. Die Behandlungsschwerpunkte liegen auf Prostatakrebs, Brustkrebs, Tumoren im Hals-Nasen-Ohren-Bereich, Darmkrebs und Lungenkrebs.

Künftig drei bis vier KAV-Vorstände

Wenn die Linearbeschleuniger im Donauspital in Betrieb gehen, sollte der KAV bereits eine Anstalt öffentlichen Rechts sein. Wie berichtet, bleibt er zu hundert Prozent im Eigentum der Stadt, hat in der künftigen Form aber auch die Personalhoheit und die Finanzagenden über.

Das neue Führungsmodell des KAV wird dann aus drei bis vier Vorständen und einem Vorstandssprecher bestehen. Der Vorstand werde vom Aufsichtsrat bestellt – und das Auswahlverfahren werde "selbstverständlich transparent" ablaufen, versicherte die Stadträtin. ÖVP und Neos fordern ein Kandidatenhearing im Gemeinderat. Frauenberger ließ sich dazu am Dienstag nicht festnageln.

Ausschreibungstermin noch offen

Das Projekt zur Umwandlung des KAV werde in etwa sechs bis acht Arbeitspaketen von Spitzen der Magistratsabteilung und des KAV selbst abgearbeitet. Die Umsetzung beginne Mitte September. Im September läuft auch der Vertrag von Thomas Balázs, dem interimistischen Leiter des KAV, aus, wie die "Presse" berichtete. Frauenberger gab sich bezüglich eines Vertragsendes am Dienstag auf Nachfrage unwissend, wäre allerdings für die Verhandlungen über eine Vertragsverlängerung zuständig.

Zufrieden mit Interimsleitung

Die interimistische Leitung des KAV – Binder, Balázs und Evelyn Kölldorfer-Leitgeb – arbeite jedenfalls gut, und man arbeite gut zusammen. Damit wollte Frauenberger Kritik vom Tisch wischen, wonach der KAV derzeit führungslos sei und Entscheidungen aufgeschoben würden. Das Trio solle so lange den Krankenanstaltenverbund leiten, bis die neuen Rahmenbedingungen ausgearbeitet sind, was aber eine geraume Zeit brauche. Erst dann sei es sinnvoll, die neuen Führungspositionen auszuschreiben, sagte Frauenberger. (spri, 5.9.2017)