Katja Posa ist Forscherin am Ludwig-Boltzmann-Institut für Traumatologie.

Foto: LBG / Johannes Brunnbauer

Wien – Rückenmarksverletzungen reichen von relativ leichten Erschütterungen mit völlig reversiblen Störungen über Prellungen mit neurologischen Ausfällen bis hin zu Quetschungen infolge von Wirbelkörperfrakturen oder Bandscheibenvorfällen. Abgesehen von Rehabilitationstherapien gibt es für Patienten mit Rückenmarksschäden bislang kaum Behandlungsmöglichkeiten. Eine Hoffnung knüpft sich allerdings an die bereits seit längerem etwa bei orthopädischen Erkrankungen oder zur Wundbehandlung eingesetzte extrakorporale Stoßwellentherapie, bei der akustische Druckwellen mechanische Energie auf das Gewebe übertragen.

Obwohl sich die Stoßwellenbehandlung bei unterschiedlichen Erkrankungen längst etabliert hat, sind die grundlegenden Wirkmechanismen dieser Therapie noch nicht vollständig erforscht. "Vorstudien lieferten Hinweise darauf, dass die extrakorporale Stoßwellentherapie auch bei Rückenmarksverletzungen eine positive Wirkung hat", sagt Katja Posa. "Sie kann zu einer Reduktion der Entzündung, der Narbenbildung und zu einer Aktivierung der Nervenregeneration führen."

Molekularbiologin, Medizienerin ...

Als Wissenschafterin am Wiener Ludwig-Boltzmann-Institut für experimentelle und klinische Traumatologie – einem Forschungszentrum der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt – erforscht sie seit zwei Jahren anhand eines experimentellen Modells die Effekte der Stoßwelle bei Rückenmarksverletzungen. "Wir untersuchen die Wirkung sowohl auf molekularer Ebene als auch in Gewebsschnitten", sagt die studierte Molekularbiologin.

Um herauszufinden, was diese Erkenntnisse für betroffene Patienten bedeuten, hat Posa neben ihrer Forschungsarbeit vor vier Jahren kurzerhand ein Medizinstudium begonnen.

Mittlerweile schreibt sie bereits an ihrer Doktorarbeit, das Thema stammt naheliegenderweise aus ihrem wissenschaftlichen Arbeitsalltag: "Stoßwellenbehandlung nach traumatischer Rückenmarksverletzung".

... und Hobbysängerin

Und wie soll es nach dem Medizinstudium weitergehen? "Ideal wäre eine Facharztausbildung, dann könnte ich daneben auch weiterforschen." Nötig wären dafür wohl etwas Glück, um einen Ausbildungsplatz zu ergattern – und ein straffer Zeitplan. Zumindest Letzteres wäre für die 29-Jährige nicht Neues, die nicht nur einen Vollzeitjob als Wissenschafterin und das Medizinstudium unter einen Hut bringt, sondern auch Auftritte als Hobbysängerin mit einer Gruppe von Uni-Kollegen.

Dass sich die Neigungen der Tochter einer Armenierin und eines Kroaten nicht allein auf die Naturwissenschaften beschränken, spiegelt sich auch in einer anderen, nicht ganz alltäglichen Freizeitbeschäftigung wider: der Kinematografie. "Ich schaue auch bei Filmen gern hinter die Kulissen", erzählt Katja Posa. "Deshalb interessieren mich vor allem deren technische und optische Grundlagen." Während ihrer Schulzeit am Wiener Theresianum habe sie mit Begeisterung Kurzfilme gedreht – und hätte es der Zufall gewollt, wäre sie statt in der Forschung vermutlich an der Filmakademie gelandet. "Eigentlich ist die Kinematografie der Forschung sehr ähnlich", sagt die gebürtige Wienerin. "In beiden Bereichen will man den Dingen auf den Grund gehen." (Doris Griesser, 9.9.2017)