Sammler warten vor dem Schoeller Münzhandel in Wien.

Foto: Andreas Sator
Foto: Andreas Sator

Wien – Mehrere Hunderte Leute verbrachten ihren Mittwochmorgen vor der Münze Österreich im dritten Wiener Bezirk. Das vierte Stück aus einer Reihe von Tiertalern der Münze ging in den freien Verkauf: der Eisvogel. Im ersten Bezirk warteten etwa 200 Leute in der Renngasse. Zum Teil mit Campingsesseln ausgerüstet, harrten Sammler vor dem Gebäude, um die begehrten Stücke zu erwerben.

Das Objekt der Begierde ist die neue Drei-Euro-Münze, für die die Sammler mehr als das Dreifache zahlen werden (9,90 Euro) und die sie nachher wohl mindestens noch einmal für das Drei- oder Vierfache an den Mann oder die Frau kriegen können. Für die Fledermaus-Münze aus der Reihe muss man auf dem Marktplatz willhaben.at etwa sogar einen Hunderter zahlen.

Ein echter Sammler

Das Warten kann sich also auszahlen. Vor allem, weil die Website der Münze Österreich wegen zu vieler Aufrufe am Vormittag nicht erreichbar war. Das passiert immer wieder. "Wir haben alles probiert", sagt Andrea Lang von der Münze. Man sei bei der Homepage aber an Verträge gebunden. "Noch blöder wäre es, wenn niemand die Münzen kaufen wollte."

Nicht jeder, der einen Vogel hat, verkauft ihn aber weiter. "Das ist unfair", sagt ein junger Sammler, Anfang 20. Viele würden seiner Meinung nach mehrere Stücke kaufen und damit Geld verdienen. Ein echter Sammler zocke keine anderen ab, für ihn sei das ein Hobby und nicht mehr.

Wobei man sowohl bei der Münze Österreich als auch bei Schoeller-Münzhandel im ersten Bezirk jeweils nur ein Stück erwerben kann. "Damit jeder eine Chance hat", heißt es dort. Die Stückzahl ist mit 50.000 limitiert.

Für die Kleinen

Bei der Münze Österreich wird zudem versucht, Kinder mit dem Sammeln von Münzen vertraut zu machen. Dass die neue Münze zum Schulstart in den Verkauf gehe, sei kein Zufall, sagt Lang. "Das ist ein guter Anlass für die Eltern, den Kindern etwas zu schenken."

Das Ganze zahlt sich auch für den Staat aus. Die Münze Österreich, die im Vorjahr mehr als eine Milliarde Euro an Umsatz erwirtschaftete, davon aber nur ein paar Prozent mit Sammlermünzen, ist vollständig im Staatseigentum, der Gewinn ist ein nettes Körberlgeld für die Republik. Das Ergebnis nach Steuern betrug im Vorjahr immerhin 58 Millionen Euro.

Der Verkündungsengel

Damit der Schotter weiterfließt, muss sich das Unternehmen immer wieder etwas Neues einfallen lassen. Ab sofort lässt sich bei der Münze auch "flüssiges Gold" kaufen: Honig. Der wird im Hof der Firma im dritten Bezirk von einem ehemaligen Mitarbeiter, der zum Imker wurde, produziert. 1,6 Unzen (50 Gramm) kosten drei Euro.

Ebenfalls in der Verkauf ging am Mittwoch eine Engel-Münze mit zehn Euro Nennwert. Sie ist die zweite der Serie und widmet sich "Gabriel, dem Verkündungsengel", wie es in einer Aussendung heißt. Besonders begehrt sind aber die Münzen aus der Tiertaler-Reihe.

Nicht sehr intelligent

Früh müsse man da sein, "sonst sind sie weg", sagt ein älterer Herr. Das lange Warten störe ihn nicht. Er will unbedingt einen Eisvogel haben, denn der sei "etwas Besonderes". Mit den Münzen lässt sich übrigens auch ganz normal einkaufen, sie sind gesetzliches Zahlungsmittel in Österreich. Besonders intelligent wäre das allerdings nicht, weil ihr Nennwert nur einen Bruchteil ihres Marktwerts darstellt.

Im November kommt übrigens die nächste Münze aus der Tiertaler-Reihe in den Verkauf: der Wolf. Er dürfte wohl wieder zu Schlangen und überlasteten Servern führen. (Andreas Sator, 6.9.2017)