Wien – Im Theater an der Gumpendorfer Straße (TAG) sei man nicht an der "Produktionistis" erkrankt, erklärten Gernot Plass (künstlerischer) und Ferdinand Urbach (kaufmännischer Geschäftsführer) beim Ausblick auf die kommende Spielzeit am Mittwoch. Das liegt aber auch an finanziellen Gründen.

Man wisse noch nicht, wie viel Förderung man 2018 von der Stadt Wien bekommt. Seit 2014 sind es nicht indexangepasste 770.000 Euro. Die bis 2020/21 verlängerten Theaterleiter hoffen, dass der Betrag nicht unterschritten wird, gern hätte man aber 800.000 Euro. Prämien und gelegentlich Bundesförderungen seien schön, aber man könne damit eben nicht planen.

Vier Uraufführungen

Als Folge der Kalkulationsunsicherheit stehen heuer nur drei eigenproduzierte und eine in Kooperation auf die Beine gestellte Premiere an – in TAG-Manier Uraufführungen und Überschreibungen existierender Stoffe. Den Anfang macht zusammen mit Pistoletta Productions "Auf der Suche nach dem sechsten Sinn" (Premiere am 16. September), ein Konrad-Bayer-Abend. Er basiert auf dem letzten Roman "der sechste sinn" des Sprachskeptikers und Mitglieds der Wiener Gruppe.

"Johanna. Eine Passion" (ab 8. November) von Christian Himmelbauer kontrastiert Originalaussagen Jeanne d'Arcs aus dem Protokoll des gegen sie geführten Prozesses mit zeitgenössischen Projektionen. In "Macbeth" (ab 3. Februar 2018) spürt TAG-Leiter Plass der Frage von Schicksal und Zufall in der Geschichte des Shakespeare'schen Antihelden nach. Als letzte Uraufführung der Saison wartet ab 21. April "Unterm Strich" von Margit Mezgolich. Sie führt das Klassentreffen des Abschlussjahrgangs 1989 einer Schauspielschule vor, deren anfängliche Träume und biografische Wendungen.

Wiederaufnahmen für die "Nachhaltigkeit"

Als Wiederaufnahmen – man könne das auch unter dem Aspekt der "Nachhaltigkeit" sehen – stehen "Weiße Neger sagt man nicht" (ab 6. Oktober), "(Ein) Kätchen.Traum" (ab 13. Oktober), die dritte Wiederaufnahme von "Faust-Theater" (November), "Nathan – Ein Ring ist ein Ring ist ein Ring" (Jänner) und "Die Inseln des Dr. Moreau" von Mara Mattuschka (Frühling) auf dem Programm. Das Gastspiel "Wahr und gut und schön" des Grazer Theaters im Bahnhof wartet im Dezember mit Alltagsrassismus in einer Grazer Familie auf.

Einen Neuzugang gibt es im vierköpfigen Ensemble des Hauses, Lisa Schrammel ersetzt Elisabeth Veit.

Bereits kommende Woche findet der erste "TAGebuch Slam" statt (17. September), Ende September (28.9.-3.10.) schlägt im TAG wieder das International Improv-Festival Vienna "Moment!" auf, das Imro-Format "Sport vor Ort" hat am 24. September Saison-Auftakt. Dazu startet "Fake Off!" von Anita Zieher und Magda Leeb am 22. Oktober.

Besucherrückgang

Die Saison 2016/2017 schloss mit einem Minus gegenüber der vorangegangenen. 15.556 Besucher bedeuten eine Auslastung von 73 Prozent, 2015/2016 waren es 80 Prozent gewesen. "Jedes Jahr ist ein Sprung in einen Nebel", so Plass, man habe weniger Veranstaltungen abgehalten, aber Publikumsreaktion könne man auch nicht planen. Man trete gegen "Foodora und Netflix" an. Die Eigendeckung liegt bei 16 Prozent. (wurm, 6.9.2017)