Es geht um ein passendes Abschiedsszenario, die Ära Marcel Koller ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit inoffiziell bereits beendet. Es steht dem Schweizer zu, sich ein paar Tage zurückzuziehen, um die total verpatzte WM-Qualifikation zu verarbeiten. Österreich sucht also einen neuen Teamchef, Präsident Leo Windtner hat sich die Latte selbst hochgelegt. Die Gefahr, dass er sie reißt, ist nicht gerade klein. Mit Spekulationen sollte man zuwarten, das ist eine Frage des Anstands, der Würde. Andreas Herzog wird seit gefühlten 25 Jahren jedes Mal ins Spiel gebracht, Anton Polster, Hans Krankl und Peter Pacult werden es ganz sicher nicht.

Kollers Verdienste sind unumstritten. 2011 hat er die Mannschaft übernommen, sie lag auf Platz 72, sechs Jahre später wird er sie als Nummer 37 übergeben. Zwischenzeitlich war sie Zehnter. Schlussendlich ist er aber doch gescheitert. Nicht zuletzt am Erfolg, an den eigenen Ansprüchen. Auf die furiose EM-Qualifikation folgte der Einbruch. Der Höhepunkt war der Auslöser des Absturzes. Und keiner hat es bemerkt. Koller wurde in seinen Analysen schwächer, er traf nicht ganz nachvollziehbare Personalentscheidungen, riss Baustellen auf, stoppte den Chor der Spieler nicht, die nach jeder Niederlage sangen: "Eigentlich sind wir besser gewesen." Österreich wird nie ein Großer im Fußball sein. Koller ließ zumindest für ein paar Monate Zweifel daran aufkommen. (Christian Hackl, 6.9.2017)