Sissi hat anscheinend keine Lust auf ein Wiedersehen mit ihrem Franz. Für ein Foto konnte das Tier erwischt werden, dann haute sie wieder ab.

Foto: APA/LPD Salzburg

Sierning – Schon den vierten Tag in Folge versuchen Polizei und Feuerwehr im oberösterreichischen Sierning ein entflohenes Nandu-Weibchen namens Sissi zu fangen. Der bis zu 50 km/h schnelle Laufvogel versteckt sich erfolgreich in einem Rübenfeld. Das Männchen Franz – Sissis Gefährte – konnte bereits am Dienstag geschnappt werden.

Am Montag wurde das Nandu-Pärchen dem Landwirten Markus Grück geliefert. Ein Gehege hatte er schon angelegt – direkt am Flussufer der Steyr. Experten hatten ihm versichert, dass die Tiere nicht schwimmen könnten. Doch die beiden nahmen bereits bei der ersten Gelegenheit ein Bad und waren auf und davon. "Wir wurden eines Besseren belehrt", erklärt Grück: "Sie können sehr, sehr gut schwimmen."

Fangnetze und Betäubungsgewehre für den Fang

Während Franz schon am nächsten Tag ohne größere Probleme eingefangen werden konnte, floh Sissi in ein Rübenfeld und versteckt sich seither vor Einsatzkräften der Freiwilligen Feuerwehr, der Tierrettung und der Polizei. Bis zu 15 Personen gleichzeitig waren mit Fangnetzen und Betäubungsgewehren im Einsatz.

"Sie lässt einfach niemanden an sich heran und ist verdammt schnell", meint ein Sprecher der Sierninger Polizei. "Das kann durchaus noch einige Tage dauern." Man hoffe allerdings darauf, die Nandu-Dame zu erwischen, bevor es ein Auto tue.

Sissi könnte sogar den Winter überstehen

Nandus werden bis zu 1,40 Meter hoch, 25 Kilogramm schwer und sind ursprünglich in Südamerika beheimatet. Daniela Peraus ist Tierpflegerin im Tiergarten Schönbrunn – Sissi hätte ihrer Meinung nach gute Chancen, einen österreichischen Winter zu überstehen. "Durch ihr Federkleid sind Nandus gut vor der Kälte geschützt", sagt sie. "Wenn viel Schnee liegenbleiben würde, könnte sie aber Probleme bekommen, Futter zu finden."

Nandus in Norddeutschland

Es wäre nicht das erste Mal, dass sich Nandus an mitteleuropäische Bedingungen anpassen. In Norddeutschland lebt seit vielen Jahren eine kleine Population von 220 Tieren, die aus einem Hahn und fünf Hennen hervorgegangen ist. Die Vögel waren um die Jahrtausendwende ebenfalls aus einem Bauernhof ausgebrochen.

Mit Sissi als einzigem Exemplar auf freiem Fuß wird das allerdings schwierig werden. Wahrscheinlicher ist, dass Markus Grück demnächst wieder beide Tiere sein Eigen nennen darf. Das Gehege hat er inzwischen verlegt – ohne die angrenzende Steyr dürfte sich ein Ausbruch somit schwieriger gestalten. (Johannes Arends, 7.9.2017)