Istanbul – Weil er eine Frau in einem Bus wegen ihrer kurzen Hose angegriffen hatte, muss ein Türke nun fast vier Jahre in Haft. Der Täter wurde von einem Gericht in Istanbul der Verletzung der Ausübung der Glaubens-, Gedanken- und Meinungsfreiheit, der Beleidigung und der mutwilligen Herbeiführung von Verletzungen schuldig befunden und zu drei Jahren und zehn Monaten Gefängnis verurteilt.

Das berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Anadolu am Donnerstag. Laut der Zeitung "Hürriyet" hatte die Anklage sogar neun Jahre und vier Monate Haft für Abdullah Cakiroglu gefordert. Der Mann hatte im vergangenen September einer 23-jährigen Krankenschwester in einem Bus in Istanbul ins Gesicht getreten, weil er sich von ihren kurzen Hosen provoziert fühlte. Er sagte anschließend zu seiner Verteidigung, die junge Frau habe auf "obszöne Weise" in dem Bus gesessen.

"Fasst meine Shorts nicht an!"

Der Vorfall löste in der türkischen Gesellschaft heftige Empörung aus. Zwar verurteilt die türkische Führung regelmäßig Angriffe gegen Frauen, doch werfen Frauenrechtlerinnen der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP vor, durch die Verbreitung eines traditionellen Geschlechterbilds Übergriffen auf Frauen den Boden zu bereiten.

Erst im Juni hatte ein Mann eine junge Frau in einem Istanbuler Bus attackiert, weil er sich von ihrer Kleidung provoziert fühlte. Daraufhin gingen in mehreren Städten Frauen unter dem Slogan "Fasst meine Shorts nicht an!" auf die Straße. (APA, 7.9.2017)