Neun von zehn der befragten Trainees gaben an, dass sie sich gut in die Gruppe der Trainees integriert fühlen.

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Rund zehn Prozent der Hochschulabsolventen starten Schätzungen zufolge ihre Karriere mit einem Traineeship, Tendenz steigend. Vorab festzustellen, ob ein Programm hält, was es verspricht, ist nicht immer leicht. Die Initiative Trainee Net (im Umfeld der Industriellenvereinigung) bemüht sich, Qualitätsstandards zu schaffen. Bereits zum zweiten Mal wurde am Freitag in Wien der Trainee-Net-Award verliehen – eine Auszeichnung für besonders hochwertige Trainee-Programme. 27 Unternehmen bewarben sich um das Zertifikat, in 24 Fällen sah Trainee Net die Basiskriterien – darunter Rotation, Schulungstage, faires Gehalt – erfüllt.

Unter die Top drei schafften es die Programme von Rewe, der Raiffeisen Bank und der Robert Bosch AG. Bei Rewe wird etwa die hohe Flexibilität des Traineeships hervorgehoben. Raiffeisen biete überdurchschnittlich viele Schulungstage, hohe Eigenverantwortung und eine gute Betreuung durch Mentoren. Das Bosch-Programm punktete mit einem klar strukturierten Aufbau und einem ausgewogenen Mix zwischen eigenverantwortlichen Projekten und Aufgaben im Tagesgeschäft.

Entschieden hat eine Jury, bestehend aus Karin Bauer (DER STANDARD), Reiner Heineck (Impuls Consulting Group), Markus Latzke (Wirtschaftsuniversität Wien) und Ali Mahlodji (Whatchado). Ihnen wurden Angaben von Trainees und Unternehmensvertretern vorgelegt.

Das bieten die Programme

Die Auswertung dieser Fragebögen gibt auch Aufschluss über die Ausgestaltung von Traineeships. Acht der 27 Programme dauern 18 Monate, fünf ein Jahr und weitere fünf zwei Jahre, der Rest liegt irgendwo dazwischen. Nur eines der Trainee-Programme dauert länger als 30 Monate. Bei einem großen Teil ist eine All-in-Vereinbarung im Arbeitsvertrag enthalten. Feedback bekommen die Trainees vor allem von Führungskräften, Mentoren und HR-Mitarbeitern.

Neun von zehn der befragten Trainees geben an, dass sie sich gut in die Gruppe der Trainees integriert fühlen. Ebenfalls neun von zehn sagen, dass die Vernetzung unter den Trainees aktiv gefördert wird. Alumni-Netzwerke für ehemalige Trainees gibt es offenbar in rund der Hälfte der Unternehmen.

Die Frage, ob es zu Beginn des Programms eine langfristige Karriereplanung gebe, bejaht rund jeder zweite Unternehmensvertreter – aber nur jeder dritte Trainee. In 67 Prozent der Unternehmen wird eine Zielabteilung festgelegt, in elf Prozent muss sich der Trainee auf eine etwaige Stelle bewerben, in 22 Prozent muss er sich bewerben – wird aber angeblich sicher übernommen.

Wie es den Trainees geht

Ob Erwartungen an ein Traineeship auch erfüllt werden, dazu forschte Maria Horvath in ihrer Masterarbeit. Wie sich zeigte, erleben Trainees, wie es die Absolventin der Wirtschaftsuni Wien bezeichnet, eine Art "Realitätsschock". Die tatsächliche Tätigkeit entspreche nicht unbedingt dem, was in der Ausschreibung in Aussicht gestellt wurde. Laut den Befragten biete ihr Unternehmen ihnen auch nicht ausreichend Möglichkeiten, persönlich und beruflich weiterzukommen. Etwa würden ihnen nicht genug Fortbildungen offeriert, meinen die Trainees. (lib, 9.9.2017)