Vor 70 Jahren ausgerottet – nun soll der Tiger in Kasachstan wieder heimisch werden.

Foto: WWF/Staffan Widstrand

Astana – Vor 70 Jahren wurde der Tiger in Zentralasien in freier Wildbahn ausgerottet. Nun soll die große Raubkatze wieder in Kasachstan angesiedelt werden. Die kasachische Regierung will dazu am Freitag in Astana eine Absichtserklärung mit der Umweltorganisation WWF unterzeichnen. In den nächsten Jahren soll an der Mündung des Flusses Ili in den Balchasch-See im Südosten Kasachstans ein Schutzgebiet für die stark gefährdete Art entstehen.

Verdoppelung der Bestände

Das Projekt gehört zu dem 2010 begonnenen Vorhaben "Tx2", die Zahl der freilebenden Tiger bis 2022 zu verdoppeln. Damals gab es nur noch 3.200 Tiger in freier Wildbahn. Nach WWF-Angaben ist es durch verbesserten Schutz in Indien, Nepal, China und Russland bis 2016 gelungen, den Bestand auf etwa 3.900 Tiere zu erhöhen.

"Wenn es gelingt, wird Kasachstan das erste Land der Welt sein, das den wildlebenden Tiger in eine Region zurückholt, in der er länger als ein halbes Jahrhundert ausgestorben war", erklärte der WWF zu der Aktion. In Zentralasien wurden die letzten Tiger kurz nach dem Zweiten Weltkrieg getötet.

Schilflandschaften als neue Heimat

Die Ex-Sowjetrepublik Kasachstan besteht vor allem aus Steppe. Es fehlen die dichten Wälder, in denen Tiger sonst leben. Doch an den Ufern der großen Seen im neuntgrößten Land der Erde gibt es ausgedehnte Schilflandschaften mit hohem Gras, die als Lebensraum für die Raubkatze geeignet sind.

Wissenschafter hatten die Region 2010 erkundet. In dem spärlich besiedelten Gebiet am Balchasch-See soll zuerst die Land- und Viehwirtschaft eingeschränkt werden. In einem weiteren Schritt muss der Bestand an Beutetieren erhöht werden, zum Beispiel an Bucharahirschen. Erst dann können Tiger ausgewildert werden. Geplant ist die Ansiedelung von Sibirischen Tigern (Panthera tigris altaica), der größten Unterart. (APA, red, 8.9.2017)