Wimmelndes Leben tief unter dem Eis? DNA-Hinweise sprechen jedenfalls dafür.
Foto: ANU/Michael S. Becker

Sydney – Der fast 3.800 Meter hohe Mount Erebus auf der Ross-Insel nahe der Küste von Viktorialand ist der südlichste aktive Vulkan der Erde. Er ist mit Eis bedeckt, darunter aber existiert ein weit verzweigtes, von heißem Dampf geschaffenes Höhlensystem, in dem wohlige Temperaturen vorherrschen. Nun haben australische Forscher Hinweise darauf entdeckt, dass es in den Hohlräumen unter dem antarktischen Eis von Leben geradezu wimmeln könnte – und manche dieser Geschöpfe dürften der Wissenschaft noch gänzlich unbekannt sein.

Das Team um Ceridwen Fraser von der Australian National University (ANU) aus Canberra hat Bodenproben aus dem äußeren Höhlensystem genauer analysiert und dabei Erbgutspuren von Algen, Moosen, Mikroben und größeren Tieren entdeckt. Dank der hohen Temperaturen von bis zu 25 Grad Celsius sei es auch nahe liegend, dass dort Lebensformen vorkommen, zumal bereits frühere Expeditionen Bakterien und Pilze gefunden hatten, meinen die Forscher.

Video: Spuren von Leben in von Vulkanismus geformten Eishöhlen.
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Eishöhlen mit T-Shirt-Temperaturen

"Man kann dort sehr angenehm im T-Shirt herumlaufen", sagt Fraser. Am Eingang der Höhlen sowie in tieferen Gebieten, in denen das Eis nur dünn ist, könne man auch ohne künstliches Licht sehen.

Die meisten der entdeckten DNA-Spuren glichen der Studie im Fachblatt "Polar Biology" zufolge Proben, die auch schon in anderen Gebieten der Antarktis gefunden wurden. Doch sie hätten auch Genfragmente geborgen, die sich nicht identifizieren ließen, sagte Fraser. "Das gibt uns einen verlockenden Blick darauf, wie das Leben unter dem Eis der Antarktis aussehen könnte. Möglicherweise gibt es dort auch neue Arten von Tieren und Pflanzen."

Das Innere einer Eishöhle unter der Mount-Erebus-Gletscherzunge.
Foto: ANU/Joel Bensing

Unbekannte DNA-Spuren

Koautorin Laurie Connell von der amerikanischen University of Maine (US-Bundesstaat Massachusetts) verwies darauf, dass die DNA-Spuren kein Beweis dafür seien, dass die Lebensformen immer noch in den Höhlen existieren. "Im nächsten Schritt müssen wir nun einen Blick darauf werfen, ob es dort tatsächlich noch lebende Organismen gibt. Wenn dem so ist, öffnet uns das die Tür zu einer bezaubernden neuen Welt."

Die Forscher vermuten, dass es auch in der Umgebung der zahlreichen anderen Vulkane der Region ähnliche Hohlräume mit Lebensformen geben könnte. Inwiefern sie miteinander in Verbindung stünden, sei allerdings noch unklar. (red, APA, 8.9.2017)