Der pannonische FP-Geschäftsführer Christian Ries (45) tanzt zurzeit auf drei Wahlkirtagen. In Rust rittert er selbst ums Bürgermeisteramt.

Foto: FPÖ Burgenland

Eisenstadt – Unlängst war Heinz-Christian Strache mit Norbert Hofer im Burgenland. Aus meteorologischen Gründen hat man den blauen Frühschoppen kurzfristig ins Eisenstädter Kulturzentrum verlegen müssen. An diesem Sonntag bewegte sich Christian Ries hochkonzentriert und dadurch beinahe unansprechbar durch die Menge. Immerhin war das alles sein Werk. Gelingt es, wird ihm auf die Schulter geklopft. Widrigenfalls die Leviten gelesen. So ist das halt, wenn man die Geschäfte einer Partei zu schupfen hat.

Dabei war das so gar nicht vorgesehen gewesen. Im Sommer hat sich die Geschäftsführerin in ihren Heimatbezirk Jennersdorf zurückgezogen. Ries, der Sekretär, der halbtags auch im Büro von Landeshauptmann-Stellvertreter Johann Tschürtz werkt, übernahm fliegend.

Schwarzes Eck

Und seither reißt es den 45-Jährigen ein wenig herum: Gemeinderatswahl, Bürgermeisterwahl, Nationalratswahl mit immerhin dem Norbert Hofer als pannonischem Spitzenmann, der dem roten Hans Peter Doskozil Paroli bieten will. Und nicht zuletzt rittert Ries um den Bürgermeistersessel in der Freistadt Rust.

Ries kam aus der schwarzen Ecke ins blaue Lage. "Ich war bei der Jungen ÖVP, hab aber bald gesehen, dass das für mich nichts ist." Politisiert wurde er dann, wie viele aus seiner Alterskohorte, durch Jörg Haider, den Bubenverzauberer.

Klinkenputzen mit Strache

Haider schickte damals, in den 1990ern war das, junge Wiener zu Trainingszwecken in den burgenländischen Wahlkampf zum Klinkenputzen. "So hab ich den Heinz-Christian kennengelernt." Der kam nach Rust, "und auch bei den Häusern, bei denen ich gesagt hab, da brauchen wir's gar nicht versuchen, hat er geläutet". Wie der junge Strache die Menschen ins Gespräch ziehen konnte, "war faszinierend".

Jetzt muss er versuchen, diese Kunst mit drei Teilzeit-Mitarbeiterinnen weiterzutragen. In 99 von 171 Gemeinden tritt die FPÖ an mit 809 Kandidaten, Ries hofft, dass man sich von derzeit 80 auf 160 Gemeinderäte verdoppelt könne. Und träumt von sieben Bürgermeistern.

Ungute G'schicht

Sowohl für den kommunalen als auch den nationalen Urnengang glaubt er, günstigen Landeswind zu verspüren. Rot-Blau im Burgenland zeige die Regierungsfähigkeit. Dass der Erfolg auch Leute anzieht, die das Bild der brav gewordenen Partei trüben können, musste Ries auch schon erleiden. Ein verurteilter Wiederbetätiger kandidiert in St. Andrä. "Eine sehr ungute G'schicht, künftig verlangen wir von jedem ein Leumundszeugnis."

Christian Ries ist Kriminalbeamter, tätig im Bereich der Prävention, zurzeit dienstfreigestellt, "ich will aber wieder in den Job zurück". Vorerst freilich müssen die Wahlen geschlagen werden. Und dann wartet die Familie. "Meine Frau ist auch berufstätig, und die Buben brauchen den Vater." Ein Elfjähriger, ein Fünfzehnjähriger: zwei Pubertierende. (Wolfgang Weisgram, 11.9.2017)