Der Nissan Leaf und der auf der gleichen Plattform basierende Renault Zoe gehören zu den erfolgreichsten E-Autos in Österreich und Europa und wurden schon als reine E-Autos geplant.

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Renault hat bereits ein Spaßmobil, ein Alltagsauto und einen kleinen Nutzi im Angebot.

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Wien – Nach Jahrzehnten als kaum wahrnehmbare Randerscheinung in der Automobilwelt ist es nun so weit: Selbst die größten Skeptiker des Elektroantriebs stellen sich darauf ein, dass er rasant an Bedeutung gewinnen wird. Die Weichen bei den Automobilherstellern sind längst gestellt. Sie haben die unterschiedlichsten Konzepte nicht nur in den Schubladen, sondern längst in Praxiserprobung.

Es hängt im Wesentlichen nur mehr von den Rahmenbedingungen für Kauf und Betrieb der Fahrzeuge ab, wann ein regelrechter Boom losbrechen und wie er im Detail verlaufen wird. Technisch sind die Fahrzeuge reif zum Massenprodukt. Die konkreten Fragen lauten nur mehr, wie rasch Preise weiter gesenkt und Reichweiten noch erhöht werden können. Natürlich gilt es auch, die Ladeinfrastruktur für einen Massenmarkt bereitzustellen. Darin dürfte wohl die größte Herausforderung für die massenhafte Verbreitung des Elektroautos zu sehen sein.

Auto bleibt Auto

Für die Umwelt ist ein Elektroauto auf jeden Fall vorteilhaft. Es bleibt zwar immer noch ein Auto mit hohem Energie- und vor allem auch Platzbedarf. Die Bilanz sieht allerdings gegenüber dem Verbrennungsmotor deutlich besser aus. Ein Elektroauto beansprucht zur Herstellung zwar mehr Energie, für den Betrieb aber deutlich weniger. So liegt in der Endabrechnung ein Elektroauto um den Faktor drei bis vier besser als eines mit Verbrennungsmotor, abhängig vor allem von der angenommenen Lebensdauer. Die geringe Energiedichte der Batterien und der hohe Wirkungsgrad der Elektromotoren erfordern jedenfalls von vornherein sehr effiziente Konzepte bis hin zum Heizen und Kühlen.

Neben dem geringeren Gesamtenergiebedarf elektrisch betriebener Autos spielt auch die Abwesenheit von lokalen Emissionen eine wichtige Rolle. Selbst wenn bei Verbrennungsmotoren in der Abgasreinigung Fortschritte gemacht wurden, das Elektroauto stößt nun einmal null Abgase aus. Dies stellt ein signifikantes Potenzial zur Verbesserung der Luftqualität in Ballungsräumen dar.

Klimabilanz

Nicht ganz so klar und eindeutig erscheint hingegen die Klimabilanz. Zwar emittiert das Elektroauto keine Abgase, sie entstehen aber mitunter bereits bei der Herstellung des Stroms, wobei hier vor allem das für die Klimaproblematik relevante Kohlendioxid (CO2) zählt. Abhängig davon, von welcher Art Kraftwerk der Strom stammt, weist ein Elektroauto eine bessere oder auch schlechtere CO2-Bilanz auf als eines mit Verbrennungsmotor. Kommt etwa der größte Teil des Stromes aus einem Braunkohlekraftwerk, ist die CO2-Bilanz sogar schlechter als bei einem herkömmlichen Auto. Stammt der Strom aus Kernkraft, ist zwar seine Kohlendioxidbilanz günstig, trotzdem erscheint dies nicht unbedingt als wünschenswerte Perspektive. In Österreich, mit seinem hohen Anteil an Wasserkraft, hat das Elektroauto in der CO2-Bilanz deutliche Vorteile.

Nachhaltigkeit

Damit ist aber klar: Das Elektroauto ergibt nur dann einen Sinn, wenn auch die Energiepolitik in Richtung Nachhaltigkeit geht. Das wird ja auch von praktisch allen, die mit E-Mobilität befasst sind, beschworen: das E-Auto nicht nur als Alternative zum Verbrennungsmotorvehikel, sondern auch als Motor für eine grüne Energiewende.

Voraussetzung für die Sinnhaftigkeit der Elektromobilität ist also die dazu passende Energiepolitik. Die Energiewende hin zu erneuerbaren Energiequellen kann durch die massenhafte Verbreitung von Elektroautos einen entscheidenden Impuls erfahren. (Rudolf Skarics, 25.9.2017)