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Bei Oldtimerrallyes wie der Ennstal Classic führen Besitzer und Promis das Garagengold flott aus.

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Kaufen kann man die Schätze beim Autotandler oder bei der Edelauktion.

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Manchmal werden gute Sammlungen ratzeputz versilbert, weil sich die Nachfahren der Oldie-Besitzer nicht für die alten Autos begeistern können.

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Wien – Paris scheint zum großen "Vorbild" zu werden. Rigoros werden Personenfahrzeuge mit als Umweltsünder deklarierten Motoren zu gewissen Zeiten aus dem Stadtbild verbannt, auch Oldtimer. Der Treppenwitz: Deutsche historische Personenwagen mit dem H-Kennzeichen können damit bis vor Notre Dame fahren, da dies EU-weit akzeptiert ist – in Frankreich leider kein Thema.

Fahrverbote

Umweltzonen mit Einfahrverboten werden kommen, gewiss auch in Österreich, viel gefährlicher sind aber Ansagen wie in Norwegen, wo ab 2025 nur Elektrofahrzeuge das Straßenbild prägen dürfen. In England zeigt man sich mit einer Frist bis 2040 direkt tolerant.

Das Geschehen in Europa bleibt natürlich auch für Österreich nicht ohne Bedeutung, wobei eines feststeht: In der Szene der Liebhaber historischer Autos gibt es keine Dieselsünder, alte Autos sind aufgrund ihrer geringen Zahl bedeutungslos, den Elektrosektor repräsentiert nur das Elektrofeuerwehrfahrzeug der Wiener Berufsfeuerwehr aus dem Jahr 1901.

Kuratorium für historische Mobilität

In der heimischen Oldtimerwelt ist es aber zu wichtigen Neuerungen gekommen.

Das Thema jeder gegen jeden ist endgültig vorbei, seitdem das neugegründete Kuratorium für historische Mobilität unter Leitung des früheren Rallyepiloten und Staatsmeisters Robert Krickl alle Interessen unter einem Dach vereint hat. Im Beirat sitzen mit ÖAMTC, Arbö, Wirtschaftskammer und den einschlägigen Ministerien alle für das Thema relevanten Organisationen.

Dank des Verständnisses von Vizekanzler Wolfgang Brandstetter, selbst ein erfolgreicher Aktiver auf Puch 650 TR, hat das Parlament noch vor Torschluss beschlossen, dass ab Herbst 2018 historische Fahrzeuge durch ein rotes §-57-Pickerl eindeutig identifiziert sind.

Historisch bedeutet, wie es in den Bestimmungen der weltweiten Dachorganisation Fiva festgehalten ist, 30 Jahre ab Baujahr. Vorsicht sei in Bezug auf die sogenannte rote Liste von Eurotax geboten. Nur Fahrzeuge, welche hier aufgelistet sind, können die höhere Weihe als Oldtimer empfangen.

Vignette neu

Durch die im neuen Jahr elektronisch zu erwerbende Autobahnvignette, gebunden an ein Kennzeichen, sehen sich auch die Verwender von Wechselkennzeichen im Vorteil.

Ungelöst bleibt das Thema Sonntagsfahrverbot für Nutzfahrzeuge. Ob neu oder mit der Patina der Geschichte: Am Wochenende heißt der Parkplatz Garage.

In Österreich gab und gibt es viel Verständnis für die Welt der Oldtimer. Schon vor Jahren zeigte sich die damalige Kulturministerin Claudia Schmied gegenüber dem Autor voll aufgeschlossen, das Thema Kulturgüter auch auf die Welt der schönen Automobile auszudehnen – bis heute leider nur eine Willenserklärung.

Das Ende der Verbrenner

Der Ruf nach Verbannung aller mit Verbrennungsmotoren ausgestatteten Fahrzeuge von öffentlichen Straßen erscholl bisher in Norwegen und England – es ist anzunehmen, dass auch andere Länder diese Botschaft bald mit Feuereifer aufnehmen werden. Robert Krickl spricht von rund 20 Jahren, in denen wir mit unseren blechernen Lieblingen noch auf der Straße fahren können.

Die Meldung, dass die derzeit über 415 Kreuzfahrtschiffe sowie die zehn größten Frachter der Welt mehr CO2-Schadstoffe ausstoßen als sämtliche Automobile der Welt, fällt unter die Rubrik Nebensatz, auch Argentinien als weltgrößter CO2-Sünder wegen seiner Rinder- und Schweinezucht kommt ungeschoren davon.

Eigenleben

Autonomes Fahren ist sicher das Schlagwort dieser Tage. Ein Scherzbold aus der Oldtimerszene meinte, das kenne er schon seit vielen Jahren. "Die Bremsen meines Prachtstückes agieren, wann immer es ihnen passt, das Gleiche gilt für die Motorenleistung. Das Einrasten jedes Ganges läuft unter freie Getriebewahl."

Das automatische Notrufsystem E-Call, verpflichtend für alle Neuwagen ab 2018, kann aus technischen Gründen im guten Oldie nie eingebaut werden.

Autoauktionen

Verfolgt man die Resultate der großen Autoauktionen, scheint die Nachfrage nach Glanzstücken aus früheren Autotagen ungebrochen zu sein. Noch heute spricht die Auktionsbranche von den 32 Millionen Euro, die Artcurial in Paris für den Ferrari-Rennsportwagen, den Graf Trips bei der Mille Miglia gelenkt hatte, verkünden konnte. Doch langsam scheint weltweit eine Abkühlung einzusetzen, Spekulanten bekommen nicht mehr das Geld für ihre Objekte, seriöse Kunden taktieren überaus vorsichtig, oft wird selbst bei attraktiven Einbringungen nicht einmal der Schätzpreis erreicht. Versteigerungen "ohne Reserve" – das heißt man erhält auch mit einem Preis, der unter den Erwartungen des Verkäufers liegt, den Zuschlag – werden von Auktionshäusern verstärkt eingesetzt, um die Bieter zu motivieren – und um das Geschäft zu beleben. Immer öfter bleiben exklusive Objekte unverkauft stehen, da die Eigentümer preislich unrealistisch agierten.

Eine Entwicklung soll nicht übersehen werden: Erwachsene Kinder erfolgreicher Sammler zeigen oft für die Kronjuwelen der Familie wenig oder kein Interesse, ihre Präferenzen liegen auf anderen Gebieten. Das Ergebnis: Liebevoll gestaltete Sammlungen werden ratzeputz versilbert, die Triebfeder heißt schnelles Geld. (Peter Urbanek, 11.10.2017)