Ampeln, wie sie Innsbruck anlässlich der International Children's Games modifizierte, sind lustig. Aber auch für autonome Autos?

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Wien – Logischerweise wird man ein autonom fahrendes Fahrzeug so programmieren, dass es rechtzeitig verzögert, ressourcensparend ausrollt, bevor es sich einer Ampel nähert, die gleich auf Rot umschaltet. Selbstfahrende Autos werden ja mit der Infrastruktur plaudern und schon vorher wissen, ob sich das Passieren der Kreuzung bei Grün ausgeht.

Beschleunigungsblinken

Da könnte es dann aber leicht sein, dass es immer wieder ordentlich scheppert – denn inzwischen weiß nicht nur der im Wiener Verkehr geübte Autolenker, sondern auch schon die Wissenschaft, dass man in Österreich nicht verzögert, wenn die Ampel grün zu blinken beginnt, sondern dass man ordentlich beschleunigt. Da werden die selbstfahrenden Wunderkisten also ganz schnell zum verfluchten Hindernis – wenn sie überhaupt das Grünblinken verstehen. Denn dieses gibt es ja nur in Österreich. Warum sollte sich also ein Auto aus Italien, Deutschland oder England unbedingt damit auskennen?

Apropos England: Was macht umgekehrt ein österreichischer Selbstfahrer, wenn er auf der Insel von der Fähre rumpelt? Weiß der gleich, dass er alle Sensoren auf Linksverkehr umstellen muss?

Bodenmarkierungen in Moskau

Woher weiß ein selbstfahrendes Auto, dass in Moskau Bodenmarkierungen für einheimische Fahrer nicht mehr als eine grobe Empfehlung sind – von Ampeln, Tempobegrenzungen und Überholverboten reden wir gar nicht.

Je südlicher man nach Italien reist, desto rigoroser werden die Verkehrsregeln ausgelegt. Schon ab Bologna fährt man einfach. Man bleibt nicht stehen, man fährt. Langsam, aber man fährt. In den Kreisverkehr ein, etwa, obwohl der eh schon gerammelt voll ist. In der Situation ist ein vernünftig programmiertes selbstfahrendes Auto komplett verloren, bis weit nach der Stoßzeit endlich die erste Lücke entsteht.

Motorinos

Man muss gar nicht nach Italien schauen, um auf ein weiteres Problem zu stoßen, an dem selbstfahrende Autos mit Leichtigkeit scheitern könnten: Motorräder, Roller, Motorinos.

Diese tauchen auch dann, wenn eh schon alles nur mehr stockt, mit erstaunlich hoher Geschwindigkeit auf und halten dann auch noch so wenig Abstand, dass, jede Wette, die Sensoren eines autonom fahrenden Autos immer wieder von einer Beinahekollision ausgehen. Bremst sich dieser Wagen dann plötzlich ein, braucht der Staufahrer dahinter nur gerade einen Bruchteil an seinem Smartphone interessiert zu sein, und dann kracht es, sodass der Stau sich nicht auflöst, sondern auswächst. Wegen nix eigentlich.

Oldtimer

Und noch eine unkommunikative und somit für autonome Autos uneinschätzbare Quelle bleibt hoffentlich lange Teil des Verkehrsgeschehens: Oldtimer.

Die reden nicht nur nicht mit dem System, sie bremsen mitunter auch noch schlecht. Kein Problem für unsereins, aber wie machen das die Selbstfahrer? (Guido Gluschitsch, 1.10.2017)