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Morbide Zeit: Das Foto zeigt Musil ca. 1930.

Foto: Anonym / Imagno / Picturedesk.com

Im ab 1930 veröffentlichten Mammutwerk Der Mann ohne Eigenschaften zeigt Robert Musil am Beispiel des alten Österreich modellhaft die Morbidität der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Das zu Musils Lebzeiten unvollendet gebliebene Großprojekt leitete der altösterreichische Bürger- und Beamtensohn mit kürzeren Vorstudien in Tagebuch- und Essayform ein, die er nach dem Ersten Weltkrieg schrieb.

Ab 1911 waren erste Aufsätze Musils in Zeitungen und Zeitschriften erschienen, er arbeitete für die Soldatenzeitung und das Kriegspressequartier, davor schon als Redakteur der Neuen Rundschau. Diese wenig bekannten Seiten des Dichters werden ab Donnerstag auf der Jahrestagung der Internationalen Robert-Musil-Gesellschaft in zahlreichen Vorträgen zum Thema Poetik der kleinen Form. Kurzprosa und Feuilleton bei Robert Musil und Zeitgenossen erörtert.

In letzter Zeit ist das Genre kleiner oder kurzer Prosa auch verstärkt ins Visier der Literaturwissenschaft geraten, Lesern ist es nach wie vor über die Feuilletons seriöser Printmedien sehr gegenwärtig. Einer der Autoren, die den Spagat – oder besser: die Verbindung – zwischen "hoher" Literatur und Journalismus exemplarisch vorgemacht haben, ist Joseph Roth. Als Romancier und Novellist war er – und ist er wohl noch immer – bekannter als mit seinen Feuilletons, Kritiken und Polemiken.

Beim Symposium referieren Literatur- und Kulturwissenschafter wie etwa Claudia Öhlschläger, Walter Fanta, Peter Utz oder Paul Keckeis über Musils Kurzprosa, setzen diese mit der von Roth, Kafka oder Robert Walser in Beziehung und konfrontieren und analysieren sie mit aktuellen kultur- und literaturwissenschaftlichen Theorien. Besondere Beachtung finden weiters Erich Kästner, Joachim Ringelnatz, Marieluise Fleißer oder Siegfried Kracauer sowie Musils Nachlass zu Lebzeiten. Am ersten Tag läuft im Das Kino die Verfilmung von Musils Die Schwärmer. (dog, 12.9.2017)