Trekking auf den Kanaren oder ...

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... wandern in Montenegro: Je exotischer, desto besser.

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Wer "Wanderreisen" sagt, denkt an gemütliche Touren durch das österreichische Alpenvorland, Zielgruppe 60+. In Wahrheit hat sich aber das Segment stark verändert. Nicht nur, dass Wanderreisen heute 30-Jährige ebenso anziehen wie 60-Jährige, auch die Bandbreite an Destinationen außerhalb der Alpen ist gewachsen. Neben Alpen, Enzian und Tannenwald sind heute klingende Namen wie Serra de Tramuntana, La Gomera oder gar der Everest gefragt. Und heuer herrscht um sie ein Riesenboom.

"Wanderreisen sind heuer unglaublich beliebt", sagt Walter Krahl, Geschäftsführer von Ruefa. "Die gefragtesten Destinationen waren nahezu sofort ausverkauft – im Gegensatz zum Vorjahr, wo wir bei den Kunden sehr viel Vorsicht gemerkt haben." Betrug in den vergangenen Jahren das Wachstum in diesem Bereich durchschnittlich zehn Prozent, stieg die Anzahl der Buchungen heuer um 40 Prozent.

Wandern alleine reicht nicht

Eine Woche dauert eine durchschnittliche Wanderreise in Europa. Dabei geben Ruefa-Kunden rund 1.000 Euro für Flug, Aufenthalt mit Halbpension und Wanderungen aus; vor Ort kommen rund 200 Euro an Ausgaben dazu, wie das Reiseunternehmen berichtet. Trekkingreisen in die Ferne dagegen können auch mehr als doppelt so lange sein und das Dreifache kosten.

Marschieren alleine ist dabei schon fast zu wenig: So ist zum Beispiel bei den Wanderreisenden das Interesse an Trips gestiegen, die ein Spezialthema haben, also z.B. Botanik-Reisen in Zypern oder Genusswandern in Italien, wie es von Seiten Ruefa heißt.

Baden und wandern

"Besonders deutlich wird auch, dass im Gegensatz zu früher die Kombination mit anderen Aktivitäten gesucht wird. Unsere Kunden wollen zum Beispiel am Vormittag wandern und am Nachmittag am Strand liegen. Deswegen sind vor allem Destinationen gefragt, die beides können", sagt Krahl.

Daher tendieren Wanderreisende zunehmend dazu, eine einwöchige Wanderreise einen einwöchigen Badeaufenthalt zu kombinieren. Daraus ergibt sich, dass aus Wanderreisen statt einem schnellen Aufenthalt für Zwischendurch eine vollwertige Urlaubsreise geworden ist, die eine Preisklasse über dem reinen Badeurlaub steht.

Die Top 5 Wanderziele in Europa

  1. Spanien (Balearen und Kanaren, gefolgt von Festland – z.B. Sierra Nevada)
  2. Italien (Kalabrien und Sizilien)
  3. Griechenland (z.B. Santorin, Rhodos, Chalkidike)
  4. Korsika
  5. Kroatien

Noch immer führt die Mehrzahl der gebuchten Wanderreisen nach Europa. Trekkingreisen nach Nepal oder Marokko steigen aber ebenfalls in der Beliebtheit. "Für viele sind Ziele wie der Himalaya allerdings Höhepunkte – Reisen, die sich Menschen beispielsweise zu Ihrem 40. Geburtstag schenken", erklärt Krahl. "Europa wird daher auch weiterhin das Hauptziel bleiben."

Türkei wird nicht mehr angeboten

Das ehemalige Lieblingsziel, die türkische Riviera, wird von Wanderern fast überhaupt nicht mehr gebucht. "Wir werden nächstes Jahr keine türkischen Destinationen mehr anbieten", sagt Krahl. Dafür ist das Interesse an Griechenland und Spanien massiv gestiegen. "Der Ansturm auf diese Länder war so groß, dass wir neue Angebote hinzunehmen mussten."

Unter anderem wurden heuer Wanderreisen nach Menorca und Chalkidike ins Programm aufgenommen – beide waren fast sofort ausgebucht. "Es ist mittlerweile nicht so leicht, in diesen Ländern Angebote zu finden, aber wir sind breit aufgestellt", sagt Krahl. Ruefa bietet daher zum Beispiel Wanderungen durch den Naturpark Timanfaya auf der Vulkaninsel Lanzarote und die Sierra Tramontana auf Mallorca.

Neue exotische Destinationen

Für die Anbieter bedeutet das frisch entfachte Interesse aber ebenso, mit immer neuen Destinationen wie zum Beispiel dem Iran oder Bali am Ball zu bleiben und auch exotische Wanderrouten ins Programm aufzunehmen. In Europa sind Destinationen wie Montenegro hinzugekommen. Seit heuer hat Ruefa beispielsweise La Réunion als Wanderreisen-Ziel im Programm. (red, 12.9.2017)