Österreichs Exportwirtschaft ist stark auf den Hamburger Hafen fixiert, aber die Adria-Häfen holen auf.

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Wien – Österreichs Exportwirtschaft ist stark auf den Hamburger Hafen fixiert. Er steht an erster Stelle, wenn es darum geht, Waren in Containern in alle Welt zu versenden. 1,6 Millionen Tonnen Waren aus Österreich wurden im Vorjahr über den Elbehafen Hamburg exportiert.

Das freut Alexander Till, Vertreter von Hafen Hamburg Marketing e. V. in Österreich, einmal mehr, weil es im Vorjahr immerhin knapp mehr als 296.000 Container (Twenty-foot Equivalent Unit, TEU) waren. Das entspricht mehr als der Hälfte des gesamten österreichischen Containervolumens von rund 550.000 TEU.

Rechnet man den Warenimport via Hamburg noch dazu, dann wurden 2016 mehr als drei Millionen Tonnen Güter über Hamburg umgeschlagen.

Hoch in der Gunst

Obwohl Hamburg unbestritten die Nummer eins ist, schläft die Konkurrenz nicht. Denn Österreich ist wegen seiner geografischen Lage auch unter anderen Häfen ein heißumkämpfter Hinterlandmarkt. Sowohl die Adria-Häfen als auch Nordhäfen buhlen um die Gunst der hiesigen Exportwirtschaft.

Was die Gesamtmenge an Exporten und Importen anbelangt, so führt ein Adria-Hafen das Ranking an: Koper liegt vor Hamburg und Rotterdam, wobei der Unterschied zwischen letzteren beiden Häfen – was die Volumina betrifft – marginal ist, während Koper im Vorjahr mit 6,2 Millionen österreichischen Gütertonnen ganz hoch in der Gunst der österreichischen verladenden Wirtschaft stand.

Österreich sei mit 28 Prozent Anteil am gesamten Hafenumschlag der wichtigste Hafenkunde und wird marktmäßig dementsprechend bearbeitet, sagt Gordan Ban, Vertreter des Hafens Koper in Österreich. Der Hafen brachte es im Vorjahr auf 195.000 österreichische Container, was im Vergleich zu 2015 acht Prozent mehr waren.

Koper wächst

Koper expandiert und hat dafür von Ljubljana grünes Licht bekommen. Von den gegenwärtigen 280 Hektar Hafenfläche ist eine Expansion auf mehr als 400 Hektar geplant. Gleichzeitig will sich der Hafen fit machen mit Blickrichtung 35 Millionen Tonnen Jahresumschlag. Der Zufahrtskanal zum Containerterminal wurde dafür auf 14,5 Meter Fahrtiefe vertieft, es können jetzt 10.000 TEU-Containerschiffe an den Kais anlegen.

Koper investiert in den kommenden vier Jahren 80 Millionen Euro in den Ausbau der Hafeninfrastruktur. Derzeit ist Platz für 950.000 TEU pro Jahr, für 1,5 Millionen Container sollen die Kapazitäten ausgebaut werden.

Ban sieht nicht nur Österreich als attraktiven Hinterlandmarkt, sondern auch den süddeutschen Raum mit Blick auf Bayern. Drewry Shipping Consultants in London hat in einer Analyse bestätigt, dass Koper der am günstigsten gelegene Hafen für Containertransporte von Fernost nach München ist.

Dabei wurde Koper mit den Häfen Rotterdam, Hamburg, Antwerpen, Genua, La Spezia und Triest verglichen – mit dem Ergebnis: Die Route via Koper sei die beste Option für zeitkritische Güter.

Europas größten Hafen

Weniger rosig sah es in letzter Zeit für Europas größten Hafen aus: Rotterdam hat im vergangenen Jahr bei den österreichischen Verladern offenbar an Gunst verloren mit einem Rückgang von zwölf Prozent gegenüber dem Jahr davor. "2016 war ein schwieriges Jahr für den Hafen Rotterdam, wenn es um den Verkehr mit Österreich geht", zieht Franz-Anton Zauner, Repräsentant des Hafens Rotterdam für Österreich, Slowakei und Ungarn, nüchtern Bilanz.

Die Erzimporte sind teilweise eingebrochen, was sich in der Umschlagsstatistik schnell negativ auswirkte. Behauptet haben sich die Rotterdamer beim Container-Handling: Mit 48.000 Containern legte das Österreich-Volumen um 13 Prozent gegenüber 2015 zu.

Immer häufiger werden österreichische Exporte in Hinterlandhäfen wie beispielsweise Duisburg in Überseecontainer verladen und dann via Rotterdam verschifft. Seeseitig wird Rotterdam von verschiedenen Reedern im Übersee-Trade in Europa als erster und letzter Hafen angelaufen. Das spielt in der Planung der Logistik eine wichtige Rolle.

Mit Rotterdam planen

Nach Koper, Hamburg und Rotterdam liegen aber auch die Häfen Antwerpen, Bremerhaven, Triest, Rijeka, Konstanza und die niedersächsischen Häfen im Fokus österreichischer Verlader. Antwerpen hat erst jüngst, nach acht Jahren, mit Walter Holzhammer wieder einen Hafenvertreter für Österreich und Ungarn ernannt. Er soll mehr Ladung nach Antwerpen lenken.

Österreichische Importe und Exporte über den Scheldehafen haben 2016 immerhin zwischen fünf und acht Prozent zugelegt. Tendenz steigend. Antwerpen initiiert gemeinsam mit Kombi-Operateuren Güterzüge, die vom Hafen in der Startphase finanziell subventioniert werden.

In Summe hat Österreichs Wirtschaft im Vorjahr über die vorhin genannten Häfen rund 20 Millionen Tonnen Waren verladen und gelöscht. Dass die Häfen Züge in das Hinterland mitfinanzieren, ist Till vom Hamburger Hafen freilich ein Dorn im Auge: Hamburg sei der einzige Hafen mit Hinterlandverbindungen von/nach Österreich, die nicht subventioniert würden. (Markus Trostmann, 15.9.2017)